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Gewählte Publikation:

Wolf, E.
Die Versorgungssituation der Schmerzpatient*innen in Schmerzambulanzen in Deutschland
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2024. pp. 75 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Sandner-Kiesling Andreas
Schittek Gregor Alexander
Altmetrics:

Abstract:
Zusammenfassung Hintergrund Laut aktuellem Stand deutscher Schmerzgesellschaften sind ca. 23 Mio. Deutsche von chronischen Schmerzen betroffen und verursachen in Deutschland volkswirtschaftliche Gesamtkosten von etwa 38 Milliarden Euro pro Jahr. Für die Behandlung dieser Schmerzpatient*innen ist eine multimodalen Schmerztherapie in speziellen schmerztherapeutischen Einrichtungen anzustreben. In Anbetracht der Anzahl an Schmerzpatient*innen, gibt es derzeit jedoch viel zu wenige solcher Einrichtungen, ebenso ist die Ausbildung von Fachkräfen für Schmerztherapie unzureichend. Die COVID-19-Pandemie verschärfte diese Situation. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit soll der postpandemische Ist-Versorgungszustand 2022 der Schmerzambulanzen erhoben und dessen Veränderung in den letzten Jahren aufgezeigt werden, um gegebenenfalls Defizite sowohl im therapeutischen, personellen als auch organisatorischen/administrativen Bereich diskutieren zu können. Methoden In dieser Querschnittstudie wurden 145 deutsche Kliniken – gelistet als Schmerzzentren der Schmerzgesellschaften DGS und DGSS – per Online-Umfragebogensystem LimeSurvey kontaktiert. Der Umfragebogen enthielt insgesamt 34 Fragen zur schmerztherapeutischen Versorgung in Schmerzambulanzen und des Akutschmerzdienstes und konnte von Anfang Mai 2022 bis Ende Juni 2022 von den Teilnehmer*innen ausgefüllt werden. Im Rahmen dieser Arbeit erfolgte eine Auswertung der erhobenen Daten zur chronischen Schmerztherapie mittels rein deskriptiver Datenanalyse. Die erhobenen Ergebnisse sollen die aktuelle Versorgungssituation und die Veränderungen über die letzten Jahre darstellen. Ergebnisse Von den ursprünglich 145 kontaktierten Kliniken nahmen 82 teil, was einer Rücklaufquote von 57% entspricht. Zwei der teilnehmenden Kliniken bestätigen eine Schließung der Schmerzambulanz an, zehn führten noch nie eine, was durch Ressourcenmangel auf verschiedenen Ebenen begründet wird. In den derzeit bestehenden Schmerzambulanzen zeigt diese Umfrage, dass sich die Hauptindikationen für eine Behandlung in einer Schmerzambulanz mit der aktuell vorherrschenden Prävalenz decken und erfreulicherweise eine dem aktuellen Forschungsstand entsprechende multimodale Therapie durchgeführt wird. Ob ausreichend spezialisiertes Personal (3 [2,5] Ärzt*innen, 3 [2,4] Pain Nurses und 2 [1,2] Physio-/Ergotherapeuten mit spezieller Schmerzausbildung pro Schmerzambulanz) vorhanden ist, um eine multimodale Schmerztherapie durchzuführen, muss noch geklärt werden. Verbesserungsbedarf gibt es im organisatorischen bzw. administrativen Bereich, vor allem hinsichtlich Wartezeiten (60 [30,90] Tage) und Betriebszeiten (29 [20,39,625] Stunden/Woche). Weiter konnte gezeigt werden, dass die COVID-19-Pandemie lediglich eine Erhöhung der Erstkontakte bei Schwerpunktkrankenhäusern (SP: 2019: 800 [300;1600]; 2020: 900 [287,5;1575]; R = 6 < W(11) = 10) bewirkte, bei diesen jedoch die Frequenz der Patient*innenbesuche gesunken ist (SP: 2019: 4 [2,25;4]; 2020: 3 [2;4]; R = 0 < W(8) = 3). Schlussfolgerung Die Ergebnisse unserer Studie zeigen die Notwendigkeit einer Versorgungsverbesserung von Patient*innen mit chronischen Schmerzen in deutschen Kliniken auf. Die Schmerztherapie chronischer Schmerzpatient*innen an sich entspricht erfreulicherweise den aktuellen Standards, es wird zunehmend mehr Wert auf die psychische Komponente des biopsychosozialen Modells gelegt. Jedoch gilt es administrative und personelle Hindernisse zu überwinden, um den Bedürfnissen dieser Patientengruppe gerecht zu werden. Eine stärkere Unterstützung seitens der Gesundheitspolitik und eine wirkungsvollere Integration von Schmerzambulanzen in das Gesundheitssystem könnten dazu beitragen, die Versorgungssituation zu verbessern. Die angemessene Versorgung von chronischen Schmerzpatient*innen ist von großer Bedeutung, da Schmerzen die Lebensqualität beeinträchtigen und einen erheblichen Anteil an den volkswirtschaftlichen Gesamtkosten ausmachen. Sie sollte deshalb h

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