Gewählte Publikation:
Schmitz, J.
Shaken Baby Syndrome
Bekanntheit von Neugeborenen- und Säuglingstraumata in der Bevölkerung. Eine Konzepterarbeitung für Präventionsprogramme im Kinderschutz.
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2023. pp.
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
-
Arneitz Christoph
-
Schalamon Johannes
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung
In der Literatur tauchen Misshandlungssyndrome wie das Shaken Baby Syndrome nach wie vor selten auf und es bedarf laut rezenten Publikationen an Aufklärung und Prävention. Regelmäßig wird in der Presse über den Tod durch Schütteln eines Säuglings berichtet. Diese Diplomarbeit soll untersuchen, ob die Bevölkerung über Traumata bei Neugeborenen und Säuglingen durch Schütteln informiert ist und ob das klinische Bild des Shaken Baby Syndrome bzw. Schütteltrauma bekannt ist. Darüber hinaus soll erhoben werden, ob dies durch Unkenntnis geschieht und ob diese Syndrome im Sinne eines Tabuthemas nicht ausreichend aufgeklärt sind.
Methoden
Es wurde ein Online-Fragebogen via LimeSurvey mit insgesamt 41 Fragen erstellt. Nach der Erhebung persönlicher Informationen wurde die Aufzeichnung eines Demonstrationsvideos abgespielt, in dem eine Säuglingspuppe geschüttelt wird. Die ProbandInnen sollten daraufhin ihre persönliche Einschätzung zu möglichen Folgen abgeben. Anschließend wurden 27 Fragen zur Thematik des Schütteltraumas gestellt, um den Wissensstand bzw. die Einstufung der Gefährlichkeit des Schüttelns abbilden zu können. Ebenso erhoben wurde die Kenntnis im Umgang mit Schreibabys und deren Schreiverhalten.
Ergebnisse
Von August bis September 2022 nahmen 319 ProbandInnen am Fragebogen teil. Die Mehrheit der TeilnehmerInnen war weiblich (n = 246; 77,1 %), verheiratet (n = 177; 56 %) und hatte eigene Kinder (n = 244; 76,5 %). Die überwiegende Mehrheit (n = 313; 97,5 %) wusste, dass Schütteln zu tödlichen Verletzungen führen kann. Die Personen (n = 6; 1,8 %), die eine Todesfolge ausschlossen, schätzten zeitgleich die Verletzungsschwere erheblich niedriger ein.
Die TeilnehmerInnen, die eigene Kinder besitzen, erhielten weder vor (n = 208; 85,2 %) noch nach der Geburt (n = 210; 86,1 %) Informationen über das Schütteltrauma, auch nicht im Rahmen von Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen (n = 216; 88,5 %). Anlaufstellen bei Überforderungssituationen waren den meisten Teilnehmern unbekannt (n = 197; 80,7 %). Große Unsicherheit zeigte sich zudem auch bei der Auswahl subjektiv korrekter bzw. falscher Verhaltensweisen bei anhaltend schreienden Kindern mit zunehmender elterlicher Überforderung und Erschöpfung.
Schlussfolgerungen
Bis auf wenige Ausnahmen ist es in der Bevölkerung bekannt, dass Schütteln von Neugeborenen und Säuglingen zu schweren Verletzungen führen kann. Strategien zur Vermeidung von Aggressionsverhalten bei Erschöpfung oder Überforderung sind den Betreuungspersonen allerdings nur unzureichend bekannt. Daher sollte mehr Prävention während des Krankenhausaufenthaltes vor bzw. nach der Geburt oder auch im Rahmen von Mutter-Kind-Pass Untersuchungen betrieben werden und insbesondere Beratungsstellen jungen Eltern zur Verfügung gestellt werden.