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Gewählte Publikation:

Draschl, A.
Primäre Stumpfbildung bei Langfingeramputationen: Ergebnisse einer Umfragestudie
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2023. pp. 93 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Girsch Werner
Nischwitz Sebastian
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund: Traumatische Fingeramputationen sind die häufigsten Amputationsverletzungen der oberen Extremität. Ist der Weichteilschaden nach einer Amputationsverletzung zu groß oder eine Replantation nicht möglich, ist die Durchführung einer primären Stumpfbildung erforderlich. Obwohl sie eine der ältesten beschriebenen Operationen ist, werden nach wie vor unterschiedliche Techniken empfohlen und eingesetzt. Diese Arbeit untersucht, inwiefern sich die Herangehensweise im deutschsprachigen Raum unterscheidet, um einen möglichen Konsens finden. Methoden: Mitglieder der ÖGH (Österreichische Gesellschaft für Handchirurgie), DGH (Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie) und SGH (Schweizerische Gesellschaft für Handchirurgie) wurden adressiert, um an einer Online-Umfrage teilzunehmen. Kernelemente des Fragebogens beinhalteten die präferierten Vorgehensweisen in Bezug auf die Technik der Stumpfbildung und der Versorgung knöcherner Strukturen, Kollateralnerven sowie Beuge- und Strecksehnen. Die Antworten der Teilnehmer*innen wurden statistisch ausgewertet. Eine Antwortrate von > 75% wurde als Konsens definiert. Zusätzlich wurden Unterschiede in Abhängigkeit von der Gesellschaft (ÖGH vs. DGH vs. SGH) und von der chirurgischen Berufserfahrung (≤ 20 Jahre vs. > 20 Jahre) analysiert. Ergebnisse: Von etwa 1670 adressierten Expert*innen beteiligten sich 213 Personen (12.75%) an der Umfrage. Weitgehender Konsens besteht hinsichtlich der Knochenglättung bei transossärer Resektion (98.80%), der Gelenkknorpelentfernung (78.91%) bei Exartikulation sowie der Behandlung der Beuge- (Sehnenkürzung unter axialem Zug: 81.16%) und Strecksehnen (Belassen der Situation: 92.27%). Kein Konsens besteht hinsichtlich der Art der (Nach-)Amputation, der Reduktion des Phalangealkopfes bei Exartikulation sowie der Behandlung der Nerven inklusive Neuromprävention. International und abhängig von der Berufserfahrung zeigen sich Unterschiede bei der Behandlung von Beugesehnen respektive Kollateralnerven. Schlussfolgerung: Durch diese Studie konnten wertvolle Daten über die primäre Stumpfbildung bei Langfingeramputationen gesammelt werden. Hinsichtlich der verschiedenen Techniken besteht im Zuge der primären Stumpfbildung in den meisten Aspekten weitgehender Konsens, welcher zum Großteil weder von Nation noch von Berufserfahrung abhängig ist. Ein nicht bestehender Konsens ist jedoch insbesondere hinsichtlich der Behandlung der Kollateralnerven sowie der Neuromprävention deutlich. Künftige prospektive Studien sollten sich daher vor allem mit diesen Aspekten befassen, um weiterführende Vorteile aufzudecken.

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