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Selected Publication:

Schubert, C.
Freie Lappentransplantate: Eine retrospektive Analyse der Komplikationen und Risikofaktoren (2005 – 2017).
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2020. pp. 86 [OPEN ACCESS]
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Authors Med Uni Graz:
Advisor:
Kamolz Lars-Peter
Winter Raimund
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund Lappenplastiken bilden die Grundlage der rekonstruktiven Chirurgie und sind ein unverzichtbares Werkzeug, um Form und Funktion des Körpers wiederherzustellen. Ziel dieser Studie war es, PatientInnen-, Behandlungs- und Komplikations-spezifische Daten retrospektiv zu analysieren und Risikofaktoren zu ermitteln, welche die Entwicklung postoperativer Komplikationen begünstigen. Des Weiteren sollte veranschaulicht werden, dass die objektive und systematische Erfassung postoperativer Komplikationen durch die Clavien-Dindo-Klassifikation einen Vergleich unterschiedlicher Studienergebnisse ermöglicht. Methodik Im Rahmen dieser retrospektiven Studie wurden 543 PatientInnen untersucht, die sich zwischen Juli 2005 und Dezember 2017 einer freien Lappenplastik an der klinischen Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie der Medizinischen Universität Graz unterzogen haben. Ausgeschlossen wurden freie Lappenplastiken die eine Fallzahl <15 aufwiesen. Sämtliche Komplikationen und potentielle Risikofaktoren wurden aus dem Datenverwaltungsprogramm openMEDOCS von einem Observer erhoben. Die erhobenen Komplikationen wurden mit Hilfe der Clavien-Dindo-Klassifikation klassifiziert. Ergebnisse Insgesamt entwickelten 357 PatientInnen (65,75%) postoperative Komplikationen. 30,53% der erfassten Komplikationen wurden als Abweichung vom normalen postoperativen Verlauf ohne Notwendigkeit einer zusätzlichen pharmakologischen oder chirurgischen Intervention (Grade I), 1,68% als zusätzliche antibiotische Therapie (Grade II), 7,56% als chirurgische Intervention in Lokalanästhesie (Grade IIIa) und 57,98% in Allgemeinanästhesie (Grade IIIb) klassifiziert. 2,24% der PatientInnen mit postoperativen Komplikationen entwickelten eine Lungenarterienembolie und mussten intensivmedizinisch behandelt werden (Grade IVa). Es konnten keine postoperativen Komplikationen der Grade IVb und V erfasst werden. Es konnten 13 potentielle Risikofaktoren nachgewiesen werden: Männliches Geschlecht, arterielle Hypertonie, Nikotinabusus, Alkoholabusus, verlängerte Operationsdauer, erhöhte intraoperative Flüssigkeitsbilanz, erniedrigtes präoperatives Albumin, erniedrigtes präoperatives Kreatinin, erniedrigtes präoperatives Hämoglobin, erhöhtes präoperatives Hämatokrit, erhöhte präoperative APTT, erhöhte präoperative Thrombozyten und erhöhtes intraoperatives Laktat. Schlussfolgerung Trotz der Gesamtkomplikationsrate von 65,75% handelt es sich bei freien Lappenplastiken um eine sichere Behandlungsmethode. Im Vorfeld muss den PatientInnen vermittelt werden, dass nicht interventionspflichtige postoperativen Komplikationen häufig auftreten und das Revisionen in Lokal- oder Allgemeinanästhesie notwendig sein könnten. Jedoch ist die Wahrscheinlichkeit lebensbedrohlicher Komplikationen, die eine intensivmedizinische Behandlung erfordern oder einen tödlichen Verlauf aufweisen äußerst gering. PatientInnen mit einem erhöhten Narkoserisiko (≥ ASA 3) sind gefährdeter schwerwiegende postoperative Komplikationen (Grade IV bis V) zu entwickeln. Die präoperative Verringerung potentieller Risikofaktoren kann die Wahrscheinlichkeit postoperativer Komplikationen verringern und damit das Outcome der Behandlung positiv beeinflussen. Uneinheitliche Definitionen und Klassifizierungen postoperativer Komplikationen erschweren den Vergleich unterschiedlicher Studienergebnisse. Die Clavien-Dindo-Klassifikation ermöglicht eine objektive und systematische Einteilung postoperativer Komplikationen.

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