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Steinlechner, P.
Lärm im Klassenzimmer: Physiologische und pädagogische Konsequenzen für Lehrpersonen.
[ Dissertation ] Universität Graz; 2020.
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
-
Lackner Helmut Karl
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- Abstract:
- Die Wirkung von Lärm auf den menschlichen Organismus ist aus zahlreichen Untersuchungen und seit langer Zeit bekannt. Abgesehen von der schädigenden Wirkung für das Gehör, die in der Regel erst ab ca. 80 - 85 dB(A) zu befürchten ist, existieren bereits bei deutlich geringeren Lärmpegeln sowohl auf physischer als auch auf psychischer Ebene zahlreiche Beeinträchtigungen. Die Befunde zu Schlaf- und Kommunikationsstörungen, Lärmbelästigungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die diesen Erkenntnissen zugrunde liegen, stammen zum großen Teil aus der Verkehrslärmforschung. Der in Klassenzimmern gemessene Schallpegel liegt im Durchschnitt zwischen 60 und 85 dB(A). Die bekannten Folgen sind sowohl kognitive Beeinträchtigungen der Schülerinnen und Schüler als auch Probleme des Stimmapparats bei den Lehrenden. Abgesehen davon ist jedoch wenig über die Wirkung von Klassenlärm auf Lehrende bekannt. Ziel der Studie war es daher, physiologische und pädagogische Auswirkungen von Klassenlärm auf angehende Lehrkräfte zu untersuchen.
An der experimentellen Studie nahmen 121 Lehramtsstudierende der Primarstufe teil (86% Frauen; M = 23.8 Jahre, SD = 4.3). Alle angehenden Lehrenden befanden sich im fünften Semester ihrer Ausbildung und hatten bereits praktische Erfahrung im Unterricht. Die Daten wurden zu drei Messzeitpunkten erho-ben: In einer Onlinebefragung wurden demografische Daten erhoben und Fragebögen zur pädagogischen Kompetenz vorgegeben. Im Rahmen der Laboruntersuchung wurden den angehenden Lehrpersonen im Abstand von vier Wochen zweimal Videos gezeigt. Diese beinhalteten alltägliche Situationen einer Gruppenarbeit und wurden in zwei Lärmbedingungen (laut vs. moderat) dargeboten. Während der Videodarbietung wurden die physiologischen Daten der Lehramtsstudierenden mittels EKG aufgezeichnet. Im Anschluss wurden die Teilnehmer/innen um eine pädagogische Bewertung der gesehenen Unterrichtssituation gebeten.
Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass Unterrichtslärm sowohl physiologische als auch pädagogische Konsequenzen für Lehrkräfte nach sich zieht. Es zeigen sich unterschiedliche Auswirkungen auf weibliche und männliche Lehrende, die darüber hinaus entscheidend von Aspekten der pädagogischen Kompetenz beeinflusst werden. Pädagogisches Wissen, Lern- und Leistungsziele sowie berufliches Selbstkonzept wirken moderierend auf die pädagogische Bewertung und die physiologische Erholung vom Stressor Lärm.