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Teiche, V.
"End-of-life decision" an der neonatologischen Intensivstation - eine österreichweite Fragebogenstudie zum Entscheidungsprozess des Therapieabbruchs bei Intensivgepflegten Neugeborenen.
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2020. pp. 93 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Authors Med Uni Graz:
Advisor:
Resch Bernhard
Altmetrics:

Abstract:
Die Behandlung von intensivpflichtigen Neugeborenen ist in Österreich ein schwieriger Prozess. Es gibt keine aktuellen Leitlinien für den Entscheidungsprozess über die weitere Therapie von intensivpflichtigen, neugeborenen Kindern. NeonatologInnen sind bei dieser Fragestellung oft auf sich alleine gestellt. Die Arbeitsgruppe „Swiss Neonatal End-of-Life Study Group“ hat 2018 zu dieser Thematik eine Online-Umfrage durchgeführt, an welche sich diese Fragebogenstudie anlehnt. Einige Fragestellungen dieses Fragebogens wurden übernommen. Einige Fragen wurden jedoch auch neu hinzugefügt und einige weggelassen. Im Rahmen dieser Diplomarbeit soll der Prozess der Entscheidungsfindung an österreichischen neonatologischen Abteilungen untersucht werden. Im Fokus der Arbeit liegt die Fragestellung, ob der letztendliche Entschluss multifaktoriell ist oder ob dieser an einem Kriterium festgemacht werden kann. Mittels einer Online-Umfrage wurden im Jahr 2019 österreichische NeonatologInnen über ihren Weg der Entscheidungsfindung befragt. In die Studie wurden nur ÄrztInnen, welche sich in Ausbildung zum Neonatologen/zur Neonatologin bzw. diese bereits abgeschlossen hatten, eingeschlossen. Im Anschluss wurden die Daten anhand einer deskriptiv – explorativen Analyse ausgewertet. Die Auswertung der Umfrage erfolgte anonym. Die TeilnehmerInnen wurden den Gruppen „PrimarärztInnen“, „Ober-/FachärztInnen“ und „AssistenzärztInnen“ zugeteilt und untereinander verglichen. Der Fragebogen beinhaltete einerseits Fragen zu der Berufsausübung und andererseits zum Prozess der Entscheidungsfindung. Inhalt der Fragen zur Entscheidungsfindung waren die Ermittlung der Einflusskraft bestimmter Größen im Entscheidungsprozess und die Betrachtung diverser Therapieansätze an der neonatologischen Intensivstation. Zudem wollte man anhand des Fragebogens herausfinden, in welchem Ausmaß die verschiedenen Parteien in den Entscheidungsprozess integriert werden sollten und ob allgemeine Leitlinien als sinnvoll betrachtet werden. Bis zum Ende der Studie konnten 50 beendete Fragebögen erhoben werden. NeonatologInnen von 19 verschiedenen österreichischen, medizinischen Zentren nahmen an der Umfrage teil. Darunter befanden sich 7 PrimarärztInnen, 36 Ober- bzw. FachärztInnen und 7 AssistenzärztInnen. Prognostischen Faktoren wurden von allen Positionsgruppen die größte Bedeutung für den Entscheidungsprozess beigemessen. Zudem fielen die Kriterien „Die Einstellung der Eltern gegenüber Menschen mit Behinderung“ und „Die psychische Stabilität/Labilität der Eltern“ für die Positionsgruppe „PrimarärztInnen“ unter die Kategorie „sehr wichtig“. Für AssistenzärztInnen zählten auch immens „berufliche Erfahrungen“. 13 Therapieansätze konnten die TeilnehmerInnen mit „akzeptabel“, „nicht akzeptabel“ und „unsicher“ bewerten. Lediglich 3 Optionen wurden als „nicht akzeptabel“ befunden. 23 NeonatologInnen stimmten dafür, dass die Eltern beim Entscheidungsprozess ein Mitspracherecht haben sollten. Bei Meinungsdifferenzen sollte ein Ethik-Komitee den finalen Beschluss treffen. Zudem sollte, laut 84% der TeilnehmerInnen, ein Ethik-Komitee „die Rolle des Beraters bei Entscheidungen über Einzelfälle übernehmen“. 55 Prozent der StudienteilnehmerInnen gaben an, dass das Gericht „allgemein gültige Gesetze erlassen“ sollte. Leitlinien für das Fortsetzen/Einstellen von intensivmedizinischen Behandlungen wurde von 33/50 ÄrztInnen als sinnvoll betrachtet. Es konnte kein ausschlaggebendes Hauptkriterium für den Entscheidungsprozess erhoben werden. Die Entscheidung fällt nicht nur von Patienten zu Patienten, sondern auch von Arzt zu Arzt unterschiedlich aus. Die behandelnden ÄrztInnen ziehen es auch vor, sich mit einem multiprofessionellen Team zu beraten. Einen großen Einfluss auf das Handeln haben die Eltern, da die Entscheidung das weitere Leben dieser am meisten beeinflusst.

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