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Gewählte Publikation:

Pucher, C.
Polypharmazie in Langzeitpflegeeinrichtungen - Eine retrospektive Studie zu Effekten und Nachhaltigkeit von Schulungsmaßnahmen in Bezug auf potentiell inadäquate Medikation.
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2020. pp. 82 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Roller-Wirnsberger Regina
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund: Eine immer älter werdende Bevölkerung stellt die Medizin vor neue Herausforderungen. Mit zunehmendem Lebensalter steigt die Anzahl an chronischen Erkrankungen. Diese Multimorbidität führt häufig durch eine leitliniengetreue Therapie der einzelnen Erkrankungen zu einer Polypharmazie der PatientInnen. Diese kann aufgrund von Medikamenteninteraktionen und der Verordnung von potentiell inadäquaten Präparaten für die Betroffenen schwere Folgen haben. Diese stellen unter anderen eine verminderte Lebensqualität, zunehmende Gebrechlichkeit, häufigere Spitalseinweisungen und letztlich eine erhöhte Mortalität dar. Zu einer besonders vulnerablen Gruppe gehören hierbei BewohnerInnen von Langzeitpflegeeinrichtungen. AllgemeinmedizinerInnen nehmen eine Schlüsselrolle in der medizinischen Versorgung und im Medikationsmanagement geriatrischer PatientInnen ein. In der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, ob das Verschreibungsverhalten von AllgemeinmedizinerInnen durch gezielte Schulungsmaßnahmen beeinflusst werden kann. Methoden: Während der RIMO-Studie im Jahr 2014 wurden AllgemeinmedizinerInnen Schulungsmaßnahmen zu den STOPP/START-Kriterien zur Optimierung des Medikationsmanagements bei geriatrischen PatientInnen aus drei Langzeitpflegeeinrichtungen angeboten. Anhand der retrospektiven Auswertung der Medikationsdaten der BewohnerInnen der drei Langzeitpflegeeinrichtungen vor und nach der Intervention zu insgesamt vier Messzeitpunkten wurde ein möglicher Einfluss von Schulungsmaßnahmen auf das Verschreibungsverhalten der AllgemeinmedizinerInnen analysiert. Dabei wurde erhoben, ob durch die Intervention eine Reduktion an potentiell inadäquaten Präparaten erreicht werden kann. Ergebnisse: Die Durchführung von Schulungsmaßnahmen führte zu einem deutlichen Rückgang der durchschnittlichen Zahl an Medikamenten pro BewohnerIn. Bereits nach der Ankündigung der Intervention konnte ein vermehrtes Absetzen von Verordnungen durch die AllgemeinmedizinerInnen beobachtet werden. Der Anteil an potentiell inadäquaten Präparaten an der Gesamtzahl an abgesetzten Präparaten blieb über den Messzeitraum jedoch konstant. Es bleibt offen, ob eine Modifikation bzw. Erweiterung der Interventionsmaßnahmen zu einer stärkeren Reduktion an für ältere PatientInnen potentiell inadäquaten Präparaten führen kann. Schlussfolgerung: Das Verschreibungsverhalten von AllgemeinmedizinerInnen kann durch eine Intervention in Form von Schulungsmaßnahmen beeinflusst werden. Um eine stärkere Reduktion an potentiell inadäquaten Verordnungen zu erreichen, erscheint es angesichts der Ergebnisse dieser Studie jedoch als notwendig, die Interventionsmaßnahmen weiter zu modifizieren bzw. zu erweitern.

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