Gewählte Publikation:
Leidl, J.
Altersbestimmung am Lebenden mittels radiologischer Mineralisationsklassifikation der Weisheitszähne
Eine retrospektive Studie
Zahnmedizin; [ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2019. pp. 60
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Jakse Norbert
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Klasinc Isabella
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung:
Der Bedarf an einer zuverlässigen Altersbestimmung gewinnt in Zeiten starker Migrationsbewegung, verbunden mit steigender Zahl an Personen, die ihr tatsächliches Alter nicht kennen oder wissentlich nicht angeben wollen, zunehmend an Bedeutung.
Wenn das tatsächliche Alter von Personen nicht durch gültige Ausweispapiere zu ermitteln ist, spielt die Altersschätzung nicht nur in asylrechtlichen Aspekten, sondern auch im Strafrecht eine entscheidende Rolle.
Zur Altersschätzung existieren zahlreiche Methoden. In Österreich wird eine multifaktorielle medizinische Begutachtung angewendet. Diese umfasst eine körperliche Untersuchung, eine radiologische Untersuchung der linken Hand, bei Bedarf eine Computertomografie der brustnahen Schlüsselbeingelenke und die zahnmedizinisch-radiologische Untersuchung. Diese besteht aus Beurteilung der endständigen Molaren mittels Panoramaröntgenaufnahme, bei der die Klassifizierung nach der Methode nach Demirjian et al. (1) modifiziert nach Mincer et al. (2) zur Anwendung kommt.
Aus zahnmedizinischer Sicht ist die Stadieneinteilung nach Demirjian et al. (1) eine der am häufigsten eingesetzten Methoden zur Altersbestimmung am Lebenden.
Ziel dieser Studie war es zu untersuchen, wie gut die Methode nach Demirjian et al. (1) geeignet ist, eine Altersbestimmung am Patientengut der Universitätsklinik für Zahnmedizin und Mundgesundheit der Medizinischen Universität Graz durchzuführen.
Material und Methode:
487 Panoramaröntgenaufnahmen wurden von zwei voneinander unabhängigen Untersuchern beurteilt und das so ermittelte Alter mit dem tatsächlichen Alter der Patientinnen und Patienten verglichen.
In einem weiteren Schritt wurde untersucht, wie groß die Übereinstimmung der beiden Untersucher bezüglich ihrer Altersschätzungen im Sinne einer Interrater – Reliabilität war. Hierfür wurden die Ergebnisse des Untersuchers A (Zahnmedizinstudent im 6. Studienjahr) und der Untersucherin B (eine berufserfahrene Zahnärztin mit Spezialisierung auf dem Gebiet der Oralen Radiologie) miteinander verglichen.
Ergebnisse:
In der vorliegenden Studie konnte gezeigt werden, dass die Anwendung der Klassifizierung nach Demirjian et al. (1) ähnliche Ergebnisse wie in der Literatur beschrieben, liefert. Der Abstand zwischen Altersprognose und tatsächlichem Alter der untersuchten Personen betrug im Mittel 1,81 Jahre. Es konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen den männlichen und weiblichen untersuchten Personen gefunden werden. Ebenso zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen Ober – und Unterkiefer. Genauso verhielt es sich für die einzelnen Zahnpositionen.
Die Übereinstimmung der Ergebnisse der beiden Untersucher A und B wurde mittels Cohens Kappa ermittelt. Die beiden Untersucher A und Untersucherin B stimmten bezüglich der gewählten Mineralisationsstadien in 71,2% überein, der Cohens Kappa – Wert ergab 0,885 und ist somit hoch signifikant (p – Wert 0,001).
Konklusion:
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die durchgeführten Altersschätzungen durchschnittlich 1,81 Jahre über oder unter dem tatsächlichen Lebensalter der untersuchten Personen liegen, unabhängig von der Zahnposition oder dem Geschlecht. Im Vergleich der beiden Untersucher zeigte sich, dass die angewandte Klassifizierungsmethode sowohl für erfahrene als auch für unerfahrene Untersucherinnen und Untersucher geeignet ist und somit eine zuverlässige Methode zur Altersschätzung darstellt.