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Spörk, D.
Assoziation von antinukleären Antikörpern (ANA) und schweren Komplikationen im Schwangerschaftsverlauf. Eine retrospektive Studie
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2018. pp. 76
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
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Mayer-Pickel Karoline Ilse
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- Abstract:
- Einleitung:
Antinukleäre Antikörper (ANA) sind Autoantikörper, die gegen Antigene des Zellkerns gerichtet und ein wichtiges Diagnosekriterium u. a. für Autoimmunerkrankungen sind. Es gibt Vermutungen, dass bei ANA-positiven, bisher symptomlosen Frauen eine Schwangerschaft, mit all ihren immunmodulierenden Prozessen, ein eventueller Trigger für die Erstmanifestation von Pathologien sein könnte. Ziel dieser Studie war es, aufgrund der erhobenen Daten zu evaluieren, ob einerseits aufgrund des Vorhandenseins erhöhter ANA-Titer (=1:80) und andererseits aufgrund der Höhe von ANA-Titer-Werten bei schwangeren Frauen, eine Assoziation mit vermehrten schweren Schwangerschaftskomplikationen ableitbar ist.
Methoden:
An der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Medizinischen Universität Graz wurden die Daten von 98 ANA-positiven Frauen retrospektiv gesammelt und ausgewertet. Folgende Parameter wurden u. a. erhoben: Präeklampsie (PE)/HELLP-Syndrom, Aborte, habituelle Aborte, präexistente Erkrankungen und „small-for-gestational-age“ (SGA)/intrauterine Wachstumsretardierung (IUGR). Das Patientinnenkollektiv wurde in zwei Studiengruppen (St.gr. I – ANA Titer 1:80, n = 49 und St.gr. II – ANA Titer 1:=160, n = 49) aufgeteilt und die Ergebnisse der einzelnen Studiengruppen miteinander verglichen.
Resultate:
Es war eine eindeutige Assoziation von ANA-Positivität bei schwangeren Frauen mit dem vermehrten Auftreten von PE/HELLP-Syndrom, Aborten und habituellen Aborten, jedoch nicht von IUGR erkennbar. Der Prozentsatz von Frauen, die jemals von PE/HELLP-Syndrom betroffen waren, betrug 41,8 % (St.gr. I versus II: n = 19 versus 22), der Prozentsatz von Frauen, die zumindest schon einmal einen Abort hatten, betrug 42,9 % (Stud.gr. I und II: n = je 21) und von Frauen mit habituellen Aborten 20,4 % (St.gr. I versus II: n = 11 versus 9). Eine signifikante Assoziation mit höheren ANA-Titer-Werten konnte bei Hashimoto-Thyreoiditis (p = 0,043) aus den Daten abgeleitet werden. Auffällig war außerdem die hohe Anzahl an präexistenten Thrombophilie-Erkrankungen (n = 25). Die prophylaktisch medikamentöse Behandlung mit Thrombo-ASS und/oder niedermolekularem Heparin (NMH) scheint die Anzahl an schweren Schwangerschaftskomplikationen in der letzten untersuchten Schwangerschaft deutlich reduziert zu haben (PE/HELLP-Syndrom: n = 12, Aborte: n = 14).
Schlussfolgerungen:
ANA-Positivität bei schwangeren Frauen scheint ein Risikofaktor für die Entstehung von schweren Schwangerschaftskomplikationen, insbesondere PE/HELLP-Syndrom, Aborten und habituellen Aborten, zu sein. Es ist daher anzuraten, von Komplikationen betroffene Frauen auf das Vorhandensein von ANA zu testen, um eine eventuelle rheumatische oder immunologische Erkrankung frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu behandeln. Eine weitere Studie, in der man die erhobenen Daten mit dem Schwangerschafts-Outcome einer Kontrollgruppe von ANA-negativen Frauen vergleicht, wäre ratsam.