Medizinische Universität Graz Austria/Österreich - Forschungsportal - Medical University of Graz

Logo MUG-Forschungsportal

Gewählte Publikation:

Pletzer, E.
Chronische Schmerzen Einfluss von negativen Kindheitserfahrungen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2017. pp. 67 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Sandner-Kiesling Andreas
Altmetrics:

Abstract:
Einleitung: Chronischer Schmerz ist ein wichtiges gesundheitspolitisches Thema der heutigen Zeit. Es stellt nicht nur die Betroffenen vor eine Herausforderung, sondern auch die Gesellschaft vor enorme Kosten. Seit einigen Jahren beschäftigt sich die Forschung mit der Frage des Einflusses von negativen Erlebnissen in der Kindheit wie etwa psychischer, physischer oder sexueller Missbrauch auf die Gesundheit im Erwachsenenalter. Im Sinne eines präventiven Ansatzes beschäftigt sich diese Arbeit mit den möglichen Ursachen des chronischen Schmerzes. Zielsetzung: Neben der Tatsache, dass adverse childhood events von Eltern oder anderen erwachsenen (Bezugs-)Personen verursacht werden, können auch Gleichaltrige oder Peers verantwortlich sein für negative Erfahrungen in der Kindheit. Es soll ermittelt werden, ob Gewalt durch Gleichaltrige einen Einfluss auf chronische Schmerzen im Erwachsenenalter hat. Methodik: Anhand von Daten, die im Rahmen der Studie „Ein Projekt zur Früherkennung von Gewaltopfern und Frühprävention gesundheitlicher Folgen im Landeskrankenhaus Innsbruck“ gesammelt worden sind, soll in dieser Arbeit erforscht werden, inwiefern Gewalt und Missbrauch durch Gleichaltrige in Zusammenhang mit chronischen Schmerzen im Erwachsenenalter steht. Der Fragebogen „KERF – ein Instrument zur umfassenden Ermittlung belastender Kindheitserfahrungen“, der die deutsche Version des „MACE – The ‘Maltreatment and Abuse Chronology of Exposure’ scale“ ist, bildet den innovativen Charakter dieser Untersuchung. Die ermittelten Daten werden anhand der Software IBM Statistics SPSS analysiert und ausgewertet. Ergebnisse: Es besteht ein Zusammenhang zwischen psychischer, teilweise physischer und sexueller Peergewalt im Alter von 0 bis 18 Jahre (¿² (1, N = 1512 – 1567), p < 0,05. OR 1,3-3,4) und chronischen Schmerzen im Erwachsenenalter. Zudem wurde gezeigt, dass bis zu einem Drittel der Studienpopulation an chronischen Schmerzen leidet, wobei Frauen signifikant häufiger betroffen sind als Männer (¿² (1, N=1629), p = 0,002. OR 1,4). Conclusio: Gewalt ist ein evidentes Thema in der Bevölkerung und wird oft nicht offen angesprochen. Ein aktives Zugehen auf Personen etwa durch Screenings bezüglich Erfahrungen von Peergewalt wird empfohlen. Ebenso sind Kenntnisse im Umgang und Therapie mit traumatisierten Patient_innen bei der Arbeit mit chronische Schmerzpatient_innen und negativen Kindheitserfahrungen unerlässlich. Zudem könnte die Etablierung von Schulsozialarbeit und sozialem Lernen die Inzidenz von Gewalt unter Peers verringern und Folgen im Sinne von chronischen Schmerzen mildern. Die genauere Betrachtung von soziodemographischen Aspekten könnte weitere wichtige Hinweise für die Prävention liefern.

© Med Uni Graz Impressum