Gewählte Publikation:
Machalik, S.
Entwicklung eines Screening Instruments zur Erkennung von Sarkopenie bei zu Hause lebenden älteren Menschen
Zahnmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2016. pp. 67
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Goswami Nandu
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Roller-Wirnsberger Regina
- Altmetrics:
- Abstract:
- Zusammenfassung
Hintergrund: Sarkopenie, definiert als eine relative Abnahme von Muskelmasse und Muskelfunktion, tritt physiologisch mit zunehmendem Lebensalter auf. Faktoren wie reduzierte Bewegung und das Vorliegen einer Mangelernährung, verstärken diesen physiologischen Abbau von Muskelmasse. Zusätzlich kommt es vielfach zu einer veränderten neuromuskulären Ansteuerung und dadurch zu einer im Alltag veränderten Funktionalität des muskuloskelettalen Apparats. Diese äußert sich klinisch mit Kraftlosigkeit oder allgemeiner Schwäche, Stürzen und damit assoziierten Frakturen. Die Aufnahme in ein Pflegeheim und der Verlust an Unabhängigkeit sind die individuell und sozialpolitisch weitreichenden Konsequenzen dieses Phänomens.
Ziele: Ziel dieser Arbeit ist es festzustellen, ob ein einfaches von Apothekerinnen und Apothekern angewendetes Screening-Instrument, mittels kurzem Fragebogen, die niederschwellige Erkennung einer Sarkopenie bei zu Hause lebenden Seniorinnen und Senioren ermöglichen kann. Die Wertigkeit und Aussagekraft dieses Screening-Instruments erfolgte über die Messung der groben Handkraft und des Wadenumfangs.
Materialien und Methoden: Die Daten von 517 (382 Frauen, 135 Männer) zu Hause lebenden Menschen im Bundesland Steiermark im Alter von 50 Jahren und älter, gesammelt in Apotheken in Graz und Umgebung, wurden ausgewertet. Auf Basis der derzeit verfügbaren Frailty-Screening-Instrumente, wurde primär ein Fragebogen entwickelt und in einer Expertenrunde diskutiert. Der Wadenumfang wurde mittels Maßband, die Handkraft mit einem mobilen Jamar®-Hand-Dynamometer ermittelt. Vom Apothekenpersonal wurden die älteren Menschen anhand eines vorgefertigten Fragebogens näher zu ihrer Funktionalität befragt. Inkludiert waren Fragen über Sturzereignisse in der Vorgeschichte, sowie Gangunsicherheiten. Die Daten wurden verschlossen in den Apotheken gesammelt. Jeder Teilnehmer hat eine Einwilligungserklärung unterschrieben.
Ergebnisse: Es ist möglich Sarkopenie mit einem niederschwelligen Screeninginstrument, bestehend aus speziellen Fragen zu Sturzereignissen in der nahen Vergangenheit und der individuellen Gangunsicherheit, in Kombination mit der Messung des Wadenumfanges, zu bestimmen. (Sensitivität von 49 % und Spezifität von 80 %)
Schlussfolgerungen: Da sich in Österreich die Zahl der Personen über 65 Jahre in den nächsten 45 Jahren verdoppeln wird, wird auch mit einer erhöhten Inzidenz von Sarkopenie zu rechnen sein. Die Früherkennung von Sarkopenie und den damit verbundenen funktionellen Einschränkungen ist nicht nur für die Betroffenen selbst zum Erhalt von Autonomie und Selbstversorgung relevant, sondern von wesentlichem sozial.- und gesundheitspolitischem Interesse. Die vorliegende Arbeit zeigt, dass es möglich ist, einen niederschwelligen Zugang zu Screeningverfahren, für zu Hause lebende Seniorinnen und Senioren zu schaffen. Weitere Studien sind allerdings notwendig um die erhobenen Hypothesen zu bestätigen bzw. um die Sensitivität solcher niederschwelliger Instrumente zu erhöhen.