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Rammer, M.
Risikofaktoren für eine late-onset Sepsis (LOS) bei very-low-birth-weight (VLBW) Kindern: Erhöht eine early-onset bakterielle Infektion das Risiko für eine LOS bei VLBW Frühgeborenen?
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2016. pp. 112
[OPEN ACCESS]
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- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Resch Bernhard
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- Hintergrund: Frühgeburt ist weiterhin ein weltweites Problem. Insbesondere Frühgeborene mit sehr niedrigem Geburtsgewicht (VLBW) sind anfällig für zahlreiche neonatale Erkrankungen. Die Mortalität und Morbidität in dieser Gruppe von Neugeborenen ist deutlich höher als bei Reifgeborenen. Frühgeborene haben unter anderem aufgrund des noch nicht optimal ausgebildeten Immunsystems, häufiger Infektionen des Blutkreislaufes. Man unterscheidet bei der neonatalen Sepsis zwischen Early Onset Sepsis (EOS) und Late Onset Sepsis (LOS). Die Diagnose der Sepsis ist schwierig, da klinische Zeichen oft unspezifisch sind und Erreger in vielen Fällen nicht nachweisbar sind. Daher ist es wichtig, Risikofaktoren zu definieren, die mit einem erhöhten Auftreten einer neonatalen Sepsis assoziiert sind. Diese Studie konzentriert sich dabei auf die LOS und soll klären, ob eine EOS ein erhöhtes Risiko für das Auftreten einer LOS darstellt.
Methoden: In dieser retrospektiven Studie (Zeitraum 2008-2012) wurden nur Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht unter 1500 Gramm eingeschlossen, die mindestens eine dokumentierte bakterielle Infektion hatten. Die Frühgeborenen wurden abhängig von der Art Infektion in verschiedene Gruppen (alleinige EOS, alleinige LOS, EOS und LOS) aufgeteilt. Um potenzielle Risikofaktoren zu definieren, wurden diese Gruppen hinsichtlich folgender Faktoren miteinander verglichen: mütterliche Daten, perinatale und neonatale Daten, klinische Parameter, Laborwerte, Therapie und Auftreten von Begleiterkrankungen.
Ergebnisse: Eine EOS erhöht das Risiko für das Auftreten einer LOS (p<0.001; OR 4,9 [CI-95% 2.4-10.1). Im Studienzeitraum hatten 15,8% der VLBW eine EOS und 8,2% eine LOS. Die Mortalität lag bei den EOS-Fällen bei 16,4% bei den LOS-Fällen ist kein Kind gestorben. Bei der EOS war E.-coli der häufigste Erreger, bei den LOS-Episoden wurden hauptsächlich KoNS nachgewiesen. Frühgeborene, die an beiden Infektionen erkrankten, kamen mit einem niedrigeren Geburtsgewicht und niedrigerem Gestationsalter zur Welt als Kinder mit alleiniger LOS bzw. alleiniger EOS. Sie erhielten länger Sauerstoff, wurden länger beatmet, erhielten länger Antibiotika und waren länger hospitalisiert. Der Anteil an Zwillingen in dieser Gruppe war hoch. Die CRP-Werte (<24 Std.) waren bei LOS-Episoden höher als bei den EOS-Episoden (30.3 vs. 8.6 mg/l; p=0.001), sonst ergaben sich bei den Laborparametern keine relevanten Unterschiede. Bei den EOS-Episoden zeigte sich häufiger eine Hypertonie, bei den LOS-Episoden hingegen häufiger eine Tachykardie. Die Frühgeborenen mit beiden Infektionen wurden vor der Infektion eher invasiv beatmet als Kinder mit alleiniger LOS, ein großer Anteil der Frühgeborenen zeigt respiratorische Zeichen. Typische Folge- bzw. Begleiterkrankungen (ROP, BPD, IVH) traten in allen Gruppen auf, insbesondere die ROP zeigte sich signifikant häufiger bei Kindern, die an beiden Infektionen erkrankten (LOS und EOS 33% vs. nur EOS 5%; p=0,009).
Diskussion: Das Risiko für eine LOS ist nach vorheriger EOS erhöht. Die unreifsten Frühgeborenen sind am anfälligsten für neonatale Sepsis und andere Erkrankungen. Die Diagnostik der Sepsis mit einzelnen klinischen Zeichen oder Laborparametern bleibt schwierig, neue diagnostische Möglichkeiten müssen noch weiter evaluiert werden. Die Therapie der Frühgeboren sollte unter strengen Hygienerichtlinien erfolgen, um die Zahl der neonatalen Infektionen zu reduzieren.