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Zaminer, S.
Schwangerschaftskomplikationen und neonatales Outcome bei Gestationsdiabetes unter Berücksichtigung des Nabelschnurblut c-Peptid. Eine retrospektive Datenanalyse 2003 - 2013
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2015. pp. 122
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Cervar-Zivkovic Mila
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Magnet Eva Maria Sieglinde
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: Steigende Prävalenzen von Übergewicht und Adipositas führen vermehrt zu einer diabetischen Stoffwechsellage bei Schwangeren. Der Gestationsdiabetes (GDM), definiert als erstmals in der Schwangerschaft auftretende oder diagnostizierte Störung des Glukosestoffwechsels, wird nach White in die Kategorien White-A (GDM W/A) und White-A/B (GDM W/AB) eingeteilt. Die Einhaltung der Blutglukosezielwerte erfolgt bei GDM W/A mit einem Diätschema und körperlicher Aktivität sowie täglichen Blutzuckerkontrollen. Der GDM W/AB benötigt zusätzlich Insulin/Metformin, um Hyperglykämien zu vermeiden. Im Rahmen dieser Studie werden die Gruppen White-A und A/B hinsichtlich der Auswirkungen des Gestationsdiabetes auf Schwangerschaft, Geburt und fetales outcome verglichen. Als Vergleichsparameter wird das Nabelschnurblut c-Peptid (NScP) herangezogen. Das NScP dient indirekt der Kontrolle des mütterlichen Glukosestoffwechsels der letzten Wochen der Schwangerschaft. Methoden: Die retrospektive Datenanalyse untersucht Schwangerschafts- und Geburtsverlauf diabetischer Patientinnen (n=912) und deren Neugeborenen im Zeitraum 04.2003 bis 05.2013. Das Studienkollektiv wurde in der Diabetesambulanz der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Graz betreut bzw. wurde dort entbunden. Als Einschlusskriterien gelten Einlingsschwangerschaft, GDM in einer vorherigen Schwangerschaft oder mittels 75 g-oGTT diagnostizierter GDM in der aktuellen Schwangerschaft sowie ein Geburtsgewicht über der 90. Perzentile. Die Daten zu Schwangerschaft, Geburt und den Neugeborenen wurden aus den Datenbanken „Medocs“ und „PIA“ akquiriert. Zielgrößen sind Schwangerschaftskomplikationen, Frühgeburtlichkeit, geburtshilfliche Komplikationen, Geburtsmodus und fetale Komplikationen. Zum Vergleich der fetalen Beta-Zellaktivität wird die NScP-Konzentration herangezogen. Das fetale short-term outcome wird mittels APGAR und arteriellem Nabelschnur-pH (NSApH) untersucht.Die Daten wurden mittels deskriptiver Statistik ausgewertet.
Ergebnisse: Patientinnen mit GDM W/AB sind signifikant älter als die jene mit GDM W/A (p= 0,014) und weisen eine höhere Parität auf. Sowohl der prägravide BMI als auch die oGTT-Ergebnisse sind bei GDM W/AB signifikant höher (p<0,001). Schwangere mit GDM W/AB wurden früher entbunden (p=0,003); 10,1% prämatur vor der vollendeten 37. SSW. Im Vergleich dazu gab es in der Gruppe GDM W/A 8,4% Frühgeborene. Die beiden Gruppen unterscheiden sich signifikant im Geburtsmodus (p=0,001). Bei GDM W/AB gab es 43,0% Entbindungen per sectionem gegenüber 28,3% bei GDM W/A. Im Studienkollektiv waren 16,1% der Neugeboren small for gestational age und 4,7 % large for gestational age. Neugeborene der Gruppe GDM W/A hatten ein höheres Geburtsgewicht (p=0,002) und höhere APGAR-Scores (p=0,009) als Kinder der Gruppe GDM W/AB. Neugeborene der Gruppe GDM W/AB waren häufiger makrosom (GG > 90.Perzentile), jedoch kam es bei GDM W/A öfter zu einer Schulterdystokie. Die NScP-Werte unterschieden sich nicht signifikant zwischen den Gruppen (p=0,955). In der Gruppe GDM W/A gab es, im Gegensatz zur Gruppe GDM W/AB, signifikante Korrelationen zwischen NScP und prägravidem BMI, dem Geburtsgewicht, dem Plazentagewicht (jeweils: p<0,001), der mütterlichen Gewichtszunahme (p=0,001) und der Parität (p=0,002).
Diskussion: Die Ergebnisse der Studie bestätigen die bereits aus der Literatur bekannten Auswirkungen des Gestationsdiabetes sowohl auf den Schwangerschaftsverlauf als auch auf das fetale outcome. In 18,8 % der Fälle kam es zu mütterlichen Komplikationen im Schwangerschaftsverlauf oder während der Geburt und 20,4 % der Neugeborenen waren von mindestens einer fetalen Komplikation betroffen. Die Tatsache, dass 22,5 % der Schwangeren einen prägraviden BMI = 30 kg/m² hatten, zeigt auch, dass ein sehr großer Teil der Frauen im gebärfähigen Alter der Risikogruppe für Störungen des Glukosestoffwechsels angehören.