Gewählte Publikation:
Busch, J.
Gleichzeitige Verwendung kurz- und langwirksamer Lokalanästhetika in der Regionalanästhesie. Eine systematische Übersichtsarbeit
Humanmedizin; [ Diplomarbeit/Master Thesis (UNI) ] Graz Medical University; 2015. pp.67.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Sandner-Kiesling Andreas
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung: Eine häufig angewendete Methode in der Regionalanästhesie ist die gleichzeitige Verwendung von kurz- und langwirksamen Lokalanästhetika um einen raschen Block und eine lange Dauer zu erreichen. Der Stellenwert dieser Methode ist nicht eindeutig. Das Ziel dieser Arbeit ist dabei, die Wertigkeit der gleichzeitigen Anwendung von kurz- und langwirksamen Lokalanästhetika im Rahmen einer systematischen Literatur-Übersichtsarbeit zu beurteilen. Unsere Hypothese ist: "Die Verwendung von kurz- und langwirksamen Lokalanästhetika in der Regionalanästhesie bringt einen klinischen Vorteil gegenüber der Verabreichung von einzelnen Lokalanästhetika Dosen mit sich."
Methoden: Diese systematische Übersichtsarbeit wurde mithilfe der PRISMA Richtlinien durchgeführt. Als Informationsquellen dienten uns die Datenbanken MEDLINE und EMBASE. Unsere Suchstrategie (mit Freitext und subject headings) wurde genau beschrieben und erfüllt alle Anforderungen einer systematischen Übersichtsarbeit. Ausschlusskriterien waren: 1. Keine Lokalanästhetika-Mixtur Gruppe; 2. Keine Vergleichsgruppe mit einem Lokalanästhetikum allein; 3. Kein regionalanästhesiologisches Verfahren. Alle Datensätze wurden von zwei Autoren gesichtet (Titel und Abstract). Alle Studien die nicht durch die Ausschlusskriterien entfernt wurden, wurden als Volltext ebenfalls von zwei Personen gesichtet. Zur Qualitätsüberprüfung der eingeschlossenen Studien wurde der Jadad-Score verwendet.
Ergebnisse: Die elektronische Suche ergab 139 primäre Treffer (MEDLINE 50, EMBASE 89). Nach dem Abstract Screening verblieben 14 Studien von denen 4 Studien nach dem Volltext Screening verworfen wurden. Schließlich wurden 10 Artikel für diese Arbeit aufgenommen. 5 der Arbeiten befürworten unsere Hypothese, 2 wurden als ablehnend eingestuft und 3 sind unklar. Die Anschlagszeiten der Mixed Gruppe waren in 6 Studien kürzer, die der Einzel-Lokalanästhetika in einer. 4 Studien zeigten, dass die Wirkungsdauer einer Mixtur im Vergleich zu einem kurzwirksamen Lokalanästhetikum verlängert wird und 7 Studien stellten fest, dass die Länge der Wirkung gegenüber einem langwirksamen Lokalanästhetikum verkürzt wird.
Diskussion: Diese Diplomarbeit ist nach unserem Wissen die erste systematische Übersichtsarbeit zu diesem Thema. Unsere Daten zeigen, dass durch die Kombination zweier Lokalanästhetika meist eine Anschlagszeit erreicht wird, welche zwischen dem Wirkungseintritt des langwirksamen- und des kurzwirksamen Lokalanästhetikum anzusiedeln ist. Wir konnten auch zeigen, dass die Dauer der Wirkung der Mixturen bei allen klinischen Studien länger war als die Dauer des kurzwirksamen Wirkstoffes. Ob daraus ein Vorteil resultiert muss für den Einzelfall entschieden werden. Aus unseren Ergebnissen lassen sich additive jedoch keine potenzierten Nebenwirkungseffekte ableiten. Aufgrund der geringen Datendichte kann nur bedingt eine generelle Empfehlung für die Verwendung von Lokalanästhetika Mixturen ausgesprochen werden. Außerdem sind die pharmakologischen Veränderungen gering, und die frische Zubereitung von Mixturen ist in der klinischen Praxis aufwendiger und fehleranfälliger.