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Gewählte Publikation:

Kaul, M.
Epidemiologie, Ätiologie und Verlauf des akuten Nierenversagens beim Neugeborenen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] ; 2015. pp. [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Pansy Jasmin
Reiterer Friedrich
Altmetrics:

Abstract:
1.Einleitung Aufgrund höherer Überlebenschancen bei Neu-, insbesondere Frühgeborenen steigt auch die Inzidenz des akuten Nierenversagens in dieser Patientenpopulation. Das akute Nierenversagen zählt zu den häufigsten Komplikationen auf der neonatalen Intensivstation, welches mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität einhergeht. Ziel dieser Studie war zu evaluieren, inwiefern die von Neonatologen klinisch gestellte Diagnose mit den seit wenigen Jahren einheitlich existierenden Definitionen des ANV übereinstimmt. Zudem wurde das akute Nierenversagen bei Neugeborenen unter Verwendung der neuen Stadienklassifikation nach AKIN/nRIFLE in Bezug auf Ätiologie, klinischen Verlauf und Outcome untersucht. 2.Methoden Die Daten von 101 Neugeborenen mit akuten Nierenversagen wurden retrospektiv erhoben und ausgewertet. Die Studie schließt alle Neugeborenen ein, welche in den Jahren 2004 bis einschließlich 2013 auf der neonatologischen Intensivstation im LKH Graz mit akuten Nierenversagen behandelt wurden. Die Datenerfassung erfolgte über „Medocs“, einer internen Datenbank, Arztbriefen sowie Krankenakten. Neugeborenen mit postnatalem Serumkreatinin = 1,5 mg/dl und/oder einer Urinausscheidung < 1 ml/kg/h wurden gemäß der nRIFLE/AKIN-Kriterien in die jeweiligen Schweregrade klassifiziert. 3.Ergebnisse Unter Anwendung der neuen Schweregrad-Klassifikation ist, im Vergleich zur Lehrbuch-Definition, eine bessere Identifikation des neonatalen ANV möglich. Zudem wurde die Hypothese, dass das ANV, abhängig von Ursache und Schweregrad mit einer erhöhten Morbiditäts- und Mortalitätsrate einhergeht, mehrheitlich verifiziert. Zu den wichtigsten Risikofaktoren des ANV zählten hämodynamische Faktoren (arterielle Hypotonie und Hypovolämie), Asphyxie sowie Sepsis. Ebenso korrelierten Asphyxie und kongenitale Fehlbildungen mit zunehmenden Schweregrad. Frühgeborene hatten, verglichen mit Reifgeborenen, ein höheres Risiko zu versterben und wiesen signifikant mehr Komorbiditäten auf. Oligurie, Multiorganversagen und höhergradige Stadien des akuten Nierenversagens waren ebenfalls signifikante Risikofaktoren für die Mortalität. 4.Konklusion Diese Studie zeigte, dass die AKIN/nRIFLE -Klassifikation ein vielversprechendes Scoring-System zur Identifikation des ANV bei Neugeborenen darstellt. Zumal schon geringe Beeinträchtigungen der renalen Funktionsleistung anhand dieser Klassifikation detektiert werden können. Zudem ist sie ein gutes klinisches Werkzeug mit hoher prognostischer Aussagekraft, da der Schweregrad des ANV mit erhöhter Mortalität der Neugeborenen korreliert. Renale Krankheitsursachen, wie Asphyxie oder kongenitale Fehlbildungen, sind mit einem höhergradigen Score und somit mit einer schlechteren Prognose assoziiert. Dennoch führt die Tatsache, dass das Serumkreatinin und die Urinausscheidung (bei nicht-oligurischen Neugeborenen) weder ein sensitiver noch ein repräsentativer Indikator einer eingeschränkten Nierenfunktion ist, zu dem Bestreben neue zuverlässigere nicht-invasive Biomarker zu finden. Die Durchführung von mehreren epidemiologischen Studien in der Neugeborenenpopulation unter Verwendung des neuen Klassifikationssystems, ist von höchster klinischer Relevanz, um evidenzbasierte Aussagen über Epidemiologie, klinischen Verlauf sowie Kurz- und Langzeit-Outcome zu treffen.

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