Gewählte Publikation:
Vincek, A.
Unfallchirurgische Aspekte häuslicher Gewalt sowie von Gewalt im öffentlichen Raum
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] ; 2014. pp. 72
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Burkert Nathalie
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Hofer Herwig
- Altmetrics:
- Abstract:
- Gewalt ist ein allgegenwärtiges Problem. Jährlich sterben in Europa 73.000 Personen durch zwischenmenschliche Gewalt. In Österreich sind 13% der Frauen Partnergewalt ausgesetzt und es zeigt sich auch ein Anstieg von Gewalt im öffentlichen Raum. Opfer von häuslicher Gewalt und Gewalt im öffentlichen Raum werden täglich an unfallchirurgischen Abteilungen versorgt.
Ziel dieser Arbeit ist es, Unterschiede im Verletzungsmuster bei Opfern häuslicher Gewalt bzw. Gewalt im öffentlichen Raum aufzuzeigen.
Im Rahmen einer dreimonatigen Studie an der Universitätsklinik für Unfallchirurgie der Medizinischen Universität Graz wurden Daten von 140 Gewaltopfern, die im Zeitraum von November 2011bis Jänner 2012 ambulant behandelt wurden, gesammelt. Eingeschlossen wurden alle PatientInnen die von sich aus angaben, Opfer von zwischenmenschlicher Gewalt geworden zu sein.
Im Vorhinein wurde ein Fragebogen erstellt, der gezielt auf die Art der Gewalt eingehen sollte und möglichst viele Aspekte der Gewaltanwendung mit wenigen Fragen dokumentieren sollte.
Die erhobenen Daten wurden mittels IBM SPSS Statistics 21 ausgewertet. Statistisch signifikante Unterschiede in der Gewaltursache, dem betroffenen Geschlecht, dem Alter und in der Verletzungsart wurden zwischen Gewalt im öffentlichen Raum und häuslicher Gewalt mittels Chi-Quadrat-Test berechnet.
In dem Zeitraum von November 2011 bis Jänner 2012 wurden insgesamt 3.236 PatientInnen an der Universitätsklinik für Unfallchirurgie der Medizinischen Universität Graz behandelt. 4,3% (n=140; 20,7% weiblich) aller PatientInnen gaben von sich aus an, Opfer von Gewalt geworden zu sein. 12,1% (n=17; 82,4% weiblich) wurden wegen Verletzungen, die durch häusliche Gewalt entstanden, behandelt, während 87,9% (n=123; 12,2% weiblich) aufgrund von Gewalt im öffentlichen Raum behandelt wurden. Während Opfer häuslicher Gewalt in 82,4% (n=14) Frauen und in 17,6% (n=3) Männer waren, waren Opfer von Gewalt im öffentlichen Raum hauptsächlich Männer (87,8%). TäterInnen häuslicher Gewalt waren in 80% (n=13) der/die LebenspartnerIn und in 6,7% (n=1) ein/e Ex-PartnerIn.
72,9% aller Gewaltopfer erlitten eine Kopfverletzung, 31,4% eine Verletzung der oberen Extremität. Die anderen Körperregionen waren weniger häufig betroffen. Bei 15,7% der PatientInnen konnte eine Fraktur nachgewiesen werden.
Insgesamt waren 39,3% der PatientInnen während der ambulanten Versorgung alkoholisiert. Mehr als die Hälfte aller Gewaltopfer wurde am Wochenende versorgt.
Zusammenfassend gab jede/r 23. PatientIn von sich aus an Opfer von Gewalt zu sein. Medizinisches Personal sollten entsprechend geschult werden, um Gewalt entdecken und Interventionen setzen zu können. Um das Auftreten von Gewalt zu minimieren, muss der Ansatz von Präventionsprogrammen in Richtung Primärprävention gehen.