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Selected Publication:

Mueller, N.
Die exekutiven Funktionen bei PatientInnen mit Chorea Huntington
[ Dissertation ] Medical University of Graz, 2011. pp. 214 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Authors Med Uni Graz:
Advisor:
Holl Anna
Kapfhammer Hans-Peter
Altmetrics:

Abstract:
EINLEITUNG: Die Chorea Huntington (HD) ist eine autosomal-dominant vererbte neurodegenerative Erkrankung, die durch eine Symptomtrias aus motorischen Auffälligkeiten, kognitiven Einbußen und psychiatrischen Störungen charakterisiert wird. Zu den kognitiven Symptomen der HD werden die exekutiven Dysfunktionen gezählt. Unter dem Begriff der exekutiven Funktionen werden kognitive Prozesse höherer Ordnung, wie Planen, kognitive Flexibilität, strategisches und abstraktes Denken, Monitoring, Organisieren, Inhibieren und Initiieren von Handlungen, Entwicklung von Problemlösungsstrategien zusammengefasst. Weiters werden die Affekt- und Impulskontrolle sowie das Einhalten von Gesetzmäßigkeiten und Regeln den exekutiven Funktionen subsumiert. In einigen bisherigen Untersuchungen wurden bereits bei asymptomatischen GenträgerInnen Defizite der exekutiven Funktionen vor dem Auftreten erster Bewegungsstörungen beschrieben. Neuropsychologische Untersuchungen werden daher zunehmend zur Diagnostik und Verlaufskontrolle der HD eingesetzt. Das Ziel der vorliegenden Untersuchung war, signifikante Unterschiede in den exekutiven Funktionen zwischen klinisch leicht betroffenen HD-PatientInnen (Krankheitsstadium 1 und 2 nach Shoulson und Fahn, 1979) und klinisch schwer betroffenen PatientInnen (Krankheitsstadium 3 und 4) aufzuzeigen. Zusätzlich sollte durch eine Selbsteinschätzung der HD-PatientInnen die Fähigkeit der subjektiven Wahrnehmung exekutiver Dysfunktionen beurteilt und mit den Testergebnissen korreliert werden. METHODEN: 52 HD-PatientInnen (32 Männer, 20 Frauen, 47,7 ± 11,2 Jahre, 45,9 ± 4,4 CAG-Repeats) wurden je nach klinischer Beeinträchtigung der Gruppe ¿leicht betroffen¿ (n = 23) oder der Gruppe ¿schwer betroffen¿ (n = 29), zugeteilt. Zur Erfassung der exekutiven Funktionen diente die deutschsprachige Version des ¿Tower of London¿-Tests (TL-D) und die Testbatterie ¿Behavioural Assessment of Dysexecutive Syndrome¿ (BADS). Die subjektive Wahrnehmung exekutiver (Dys-) Funktionen erfolgte anhand der Selbstbeurteilungsversion des ¿Dysexecutive Questionnaire¿ (DEX-Fragebogen). Die erhobenen Testleistungen und subjektiven Beurteilungen der HD-PatientInnen wurden nach separater Auswertung auf signifikante Korrelationen untersucht. ERGEBNISSE: Schwer betroffene HD-PatientInnen erzielten sowohl im TL-D als auch im BADS signifikant schlechtere Testergebnisse als leicht betroffene HD-PatientInnen. Bei den leicht betroffenen PatientInnen zeigte sich bei 26 Prozent (TL-D) bzw. 30 Prozent (BADS) unterdurchschnittliche Testergebnisse, die auf das Vorliegen eines dysexekutiven Syndroms hinwiesen. Bei 69 Prozent (TL-D) bzw. 76 Prozent (BADS) der schwer betroffenen PatientInnen wurde ein DES diagnostiziert. Es ergaben sich für alle statistischen Berechnungen keine Korrelationen zwischen den subjektiven Einschätzungen der PatientInnen, gemessen mit dem DEX-Fragebogen und den erhobenen Testleistungen (TL-D, BADS). Die Ergebnisse wiesen sowohl bei den leicht, als auch bei den schwer betroffenen HD-PatientInnen auf eine eingeschränkte Fähigkeit der subjektiven Symptom- und Krankheitswahrnehmung hin. DISKUSSION: Anhand beider Testverfahren konnten exekutive Dysfunktionen bereits bei klinischen leicht betroffenen PatientInnen, aber vor allem bei klinisch schwer betroffenen PatientInnen festgestellt werden. Die subjektive Einschätzung der exekutiven Funktionen war unabhängig vom Schweregrad der klinischen Beeinträchtigung gestört. Für mögliche Nachfolgestudien werden daher einerseits eine gezielte Untersuchung der subjektiven Wahrnehmungsfähigkei ...

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