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Gewählte Publikation:

Scharler, K.
Polypragmasie in der Geriatrie
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2009. pp. 71 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Roller-Wirnsberger Regina
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Abstract:
EINLEITUNG: Die optimale Versorgung älterer Menschen stellt eine zunehmende Herausforderung für die Medizin dar: physiologische Veränderungen, Multimorbidität, Mehrfachverordnungen sowie Patientencompliance sind zu berücksichtigen. Psychopharmaka wirken oft über Rezeptoren und Ionenkanäle, die nicht ausschließlich im ZNS vorhanden sind, daraus ergeben sich unerwünschte periphere Wirkungen, wie rezidivierende Sturzneigung, Störungen des Zuckerhaushalts oder Einflüsse auf das kardiale Reizleitungssystem. ZIELSETZUNG: Ziel der Arbeit war die Evaluierung der Polypragmasie bei geriatrischen Patienten im akuten Spitalssetting mit Betrachtungsschwerpunkt auf psychopharmakologischen Behandlungskriterien bei internistischen Erkrankungen. METHODEN: Retrospektiv wurden die Daten von 479 Patienten, welche an der Notaufnahme des Universitätsklinikums Graz vorstellig wurden, erhoben. Untersucht wurde die Anzahl an Diagnosen und verschriebenen Medikamenten zum Aufnahmezeitpunkt. In Anlehnung an die aktuelle Studienlage wurde versucht, gültige Aussagen über die Auswirkungen psychotrop wirksamer Medikamente und psychiatrischer Krankheitsbilder auf internistische Erkrankungen zu untermauern. RESULTATE: 44,6% aller zugewiesenen Patienten standen unter psychotroper Medikation. Allerdings waren nur bei 19% der untersuchten Patienten psychiatrische Leiden dokumentiert. Dies impliziert eine hohe Dunkelziffer an Psychopharmakaverordnungen. 58% der Neuroleptikakonsumenten stehen unter antikoagulativer Therapie und haben somit ein erhöhtes Blutungsrisiko, 29% der Neuroleptikakonsumenten leiden unter Demenz, was ein erhöhtes Mortalitätsrisiko nach sich zieht. 62,2% aller Patienten, die mit Serontoninreuptake Inhibitoren (SSRI) therapiert werden, konsumieren Antikoagulantien, sie haben ein stark erhöhtes Blutungsrisiko. Trizyklische Antidepressiva (TZA) steigern das Mortalitätsrisiko von Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren, diese liegen bei 80% der TZA-Konsumenten vor. RESÜMEE: Das Thema der Polypragmasie bei geriatrischen Patienten ist von hoher therapeutischer Relevanz. Eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit ist erforderlich, um Polypragmasie zu vermeiden und negative Folgen abzuwenden.

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