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Gewählte Publikation:

Neuper, C.
Polypragmasie in der Geriatrie
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2008. pp.55 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Roller-Wirnsberger Regina
Altmetrics:

Abstract:
Ziel dieser Diplomarbeit ist die Evaluierung der Polypragmasie bei geriatrischen Patienten zum Zeitpunkt der Aufnahme in das Akutspital und der Verlauf des Medikationsverhaltens während des stationären Aufenthalts. Einleitung: Polypragmasie ist definiert durch die gleichzeitige Verabreichung von mindestens 5 Medikamenten. Ältere, multimorbide Patienten sind auf Grund mehrerer Diagnosen ideale Kandidaten für eine Mehrfachverschreibung. Durch die im Alter veränderte Pharmakokinetik und Pharmakodynamik sind die klinischen Folgen einer Polypragmasie oft schwerwiegend und als solche nicht immer leicht zu identifizieren. Methoden: Retrospektiv wurde das Medikationsverhalten an geriatrischen Patienten eines Schwerpunktspitals evaluiert. Erhoben wurden die demographischen Basisdaten, die Diagnosen, die laufende Medikation bei Aufnahme in das Krankenhaus, die enthaltenen Wirkstoffe sowie die Medikation bei Entlassung von insgesamt 400 Patienten im Alter von > 65 Jahren. Ergebnisse: 33% der Patienten waren bei Aufnahme mit 7 (5-10) verabreichten Medikamenten im Median adäquat therapiert. 45% zeigten korrespondierend zur Diagnose bei Entlassung eine adäquate Therapie. Die Anzahl der verabreichten Medikamente stieg im Median auf 8 (5-10). Mehr verschrieben wurden: Spironolakton (p<0,01), Beta-Blocker (p<0,01), Acetylsalicylsäure (Thrombo-ASS) (p<0,01), Clopidogrel (Plavix) (p<0,01), Niedermolekulares Heparin (p<0,01), Protonen Pumpen Inhibitoren (p<0,0001), Metamizol (p<0,01), Anticholinergika (p<0,01), Antibiotika (p<0,01). Reduziert wurden: Paracetamol (p<0,01), Nichtsteroidale Antirheumatika (p<0,01), Trizyklische Antidepressiva (p<0,01) sowie Benzodiazepine (p<0,05). Diskussion: Die vorliegenden Daten belegen den hohen Anteil von geriatrischen Patienten mit Polypragmasie im klinischen Alltag. Die Änderungen der Verschreibungsmodalitäten im Akutspital entsprechen nur teilweise den Vorgaben von anerkannten Therapiekriterien. Das hier vorliegende Medikationsverhalten unterstreicht die dringende Notwendigkeit zur generellen Evaluierung und Umorientierung hinsichtlich polypragmatischer Medikation beim geriatrischen Patienten. Neben besseren Monitoringsystemen wird die Notwendigkeit eines leicht zu bedienenden Dokumentationssystems diskutiert.

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