Gewählte Publikation:
Fichtinger, E.
Die Prävalenz der Anämie beim geriatrischen Patienten
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2008. pp. 41
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
-
Roller-Wirnsberger Regina
-
Wirnsberger Gerhard
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: Die Anämie des alten Menschen ist nicht Folge eines physiologischen Alterungsprozesses,sondern sollte als Teil des Frailty Komplex in Kombination mit chronischen Entzündungen, kardiovaskulären Erkrankungen und der Malnutrition gesehen werden. Die mit der Anämie beim alten Menschen einhergehenden klinischen Symptome sind häufig unspezifisch. Als Folge zeigen alte Menschen eine eingeschränkte Funktionalität in den Aktivitäten des täglichen Lebens. Die chronische Anämie bedingt aber auch eine erhöhte Zuweisungsrate von alten Patienten in den akuten Spitalsbereich infolge sekundär auftretender Komplikationen. Ziel dieser Studie war die Evaluierung der Prävalenz, der Ursachen und der Diagnosesicherheit einer laborchemisch diagnostizierten Anämie bei geriatrischen Patienten am Universitätsklinikum Graz anhand von Daten aus einem Behandlungsmonat. Methoden: Evaluiert wurden insgesamt 2391 geriatrische Patienten, welche im Monat März 2007 am Grazer Klinikum entweder in stationärer oder ambulanter Betreuung waren.Die elektronischen Krankengeschichten wurden hinsichtlich Anamnese, Therapie, und Laborparametern aufgearbeitet. Resultate: 601 Patienten wiesen laborchemisch laut WHO Kriterien eine Anämie auf, das entspricht 25,6% aller Patienten älter als 65 Jahre. Entgegen aktueller Literaturangaben waren Frauen häufiger betroffen als Männer. Die mittleren Hämoglobinwerte lagen bei den go-gos (65- 75 Jahre) bei 9,4 0,38mg/dL, den slow-gos (75- 85 Jahre) bei 9,6 1,3 mg/dL und den no-gos (>85 Jahre, Octagerians) bei 9,6 1,3 mg/dL (p1 <0,05; p2=n.s.). Etwa 45% der Patienten mit einer Anämie waren unterernährt im Sinne erniedrigter Serum-Albuminwerte. Verglichen mit der internationalen Literatur fanden sich statistisch signifikant mehr Patienten mit einer Anämie infolge von chronischen Erkrankungen oder akuten Blutungen (44% bzw. 10,5%; p < 0,001). In 54% der Patienten mit laborchemisch gesicherter Anämie fand sich weder die Diagnose einer Anämie im Arztbrief, noch konnte dem Begleittext der Vermerk einer Anämie entnommen werden. Diskussion: Unsere Daten belegen einmal mehr den hohen klinischen Stellenwert der Anämie bei geriatrischen Patienten im akuten Spitalsbereich. Häufige Ursachen sind chronische Erkrankungen, aber auch die Malnutrition. Im Gegensatz zu den aktuellen Literaturangaben ist das Bewusstsein betreffend den Stellenwert der Anämie beim geriatrischen Patienten vergleichsweise noch gering.