Selected Publication:
Tritschler, N.
Intrauterine Wachstumsrestriktion – Auswirkung auf die zerebrale Oxygenierung von Frühgeborenen während der Adaptationsphase
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2019. pp. 73
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
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Baik-Schneditz Nariae
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Urlesberger Berndt
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund:
Das Krankheitsbild der IUGR betrifft nach aktueller Datenlage zwischen 5 und 15% aller Schwangerschaften. Das ungeborene Kind durchleidet im Mutterleib eine chronische Mangelsituation an Nährstoffen oder Sauerstoff mit Auswirkungen auf die Entwicklung und das Wachstum. Als Folge zeigen die betroffenen Föten bestimmte Adaptationsmechanismen. Die Auswirkungen der IUGR sind vielfältig und reichen von der Schwangerschaft selbst bis ins Erwachsenenalter.
Einer der kompensatorischen Mechanismen des Kindes ist das "brain-sparing", eine Umverteilung des Blutvolumens zugunsten der sensiblen Bereiche des Gehirns. Der Effekt lässt sich mithilfe der Nahinfrarotspektrometrie messen, der dabei erhobene Parameter ist die regionale Sauerstoffsättigung, in unserem Fall die des Gehirns. In Kombination mit Messungen der peripheren Sauerstoffsättigung lässt sich zudem darstellen und vergleichen, wieviel Sauerstoff das Hirngewebe aus dem Blut extrahiert.
Zielsetzung:
Ziel der Arbeit ist die Beantwortung der Frage, ob das Vorliegen einer IUGR einen Einfluss auf die beobachteten Messwerte hat. Untersucht wurden dabei hinsichtlich der Hypothesen folgende Messvariablen aus der verwendeten Datenbank: Cerebrale Sauerstoffsättigung; cFTOE, periphere Sauerstoffsättigung, Herzfrequenz und Blutdruck.
Methodik:
In die statistische Auswertung dieser retrospektiven Datenbankanalyse fließen Daten einer seit 2008 geführten Datenbank der Neonatologischen Abteilung des LKH-Universitätsklinikums Graz ein. Die Daten wurden im Rahmen der Erstversorgung der Kinder nach der Geburt erhoben. Neben den bereits erwähnten Zielvariablen wurden auch weitere Daten, wie das Gestationsalter, das Geburtsgewicht oder auch die vergebenen APGAR-Scores der ersten Lebensminuten in der Datenbank vermerkt.
In diese Arbeit flossen die Daten von 180 Probanden ein, davon waren 45 Kinder mit einer IUGR diagnostiziert. Es wurde bei der Zusammenstellung der Population ein Matching im Verhältnis 1:3 vorgenommen, jedem der 45 Kinder IUGR-Kinder wurden drei Kinder ohne IUGR im selben Gestationsalter bei Geburt, desselben Geschlechts zugeordnet.
Ergebnisse:
Es konnten keine Unterschiede in der peripheren Sauerstoffsättigung zwischen IUGR-Kindern und Kindern der Kontrollgruppe festgestellt werden. Die Herzfrequenz zeigte ebenfalls keinen Einfluss zur Gruppenzugehörigkeit. Der MAD zeigte signifikante Unterschiede, IUGR-Kinder hatten höhere MAD als die Kontrollkinder.
Hinsichtlich der cerebralen Sauerstoffsättigung wurde der vermutete Zusammenhang bestätigt, ab der fünften Minute der Messungen war ein signifikanter Unterschied sichtbar, wobei IUGR-Kinder die höheren Sättigungswerte aufwiesen. Innerhalb der IUGR-Gruppe wurde auch untersucht, ob das Geschlecht einen Einfluss hat. Die Hypothese, dass weibliche IUGR-Patientinnen eine niedrigere Sättigung aufweisen, konnte nicht bestätigt werden.
Die cFTOE zeigte ab der fünften Lebensminute einen signifikanten Unterschied, hierbei hatten die IUGR-Kinder die geringeren Extraktionswerte vorzuweisen.
Schlussfolgerung:
Das Vorliegen einer IUGR hat unabhängig vom Geschlecht Einfluss auf die cerebrale Sauerstoffsättigung sowie die cFTOE nach der Geburt. Zudem scheint das Vorliegen einer IUGR den MAD zu beeinflussen.
Aufgrund der starken Auswirkungen einer IUGR auf das gesamte Leben, ist es wichtig Schwangerschaften engmaschig zu überprüfen, sodass keine IUGR unerkannt bleibt. Noch in der Schwangerschaft sind Maßnahmen zu ergreifen, die Ursachen einer IUGR zu finden und gegebenenfalls zu beseitigen. Unmittelbar nach der Geburt bietet die NIRS ein potentes Mittel, die Perfusion des Gehirns zu beurteilen, Rückschlüsse auf die cerebralen Auswirkungen zu erhalten und sollte daher insbesondere nach Hochrisikoschwangerschaften zu einer Standardanwendung werden.