Selected Publication:
Buchmayer, J.
Nichtinvasive Messung von peripherer venöser Sauerstoffsättigung bei Neugeborenen mit und ohne Infektion/Inflammation – eine retrospektive Studie
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2019. pp. 85
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
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Buchmayer Julia
- Advisor:
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Mileder Lukas Peter
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Urlesberger Berndt
- Altmetrics:
- Abstract:
- Die Frühdiagnostik der neonatalen Infektion stellt eine komplexe Angelegenheit dar. Die Messungen der peripheren venösen Sauerstoffsättigung (SvO2) und FOE (engl. fractional oxygen extraction) mittels der nicht-invasiven Nahinfrarotspektroskopie (NIRS) mit venösen Okklusionen könnte hierbei jedoch als Parameter zur Früherkennung einer Infektion in den ersten 72 Lebensstunden herangezogen werden. Aufgrund einer veränderten peripheren Oxygenierung mit Störungen der Mikrozirkulation wird vermutet, dass bei Neugeborenen mit Infektion die periphere SvO2 geringer und die FOE höher ist.
Die Daten für diese retrospektive Analyse wurden im Rahmen von an der Klinischen Abteilung für Neonatologie, Medizinische Universität Graz, durchgeführten klinischen Studien mit gültigen Ethikkommissionsvoten gesammelt. Inkludiert wurden darin Früh- und Reifgeborene, an welchen zwischen 30.11.2005 und 28.06.2015 periphere NIRS-Messungen mit venöser Okklusion durchgeführt wurden. Mittels NIRS (Hamamatsu Photonics, Hamamatsu City, Japan) wurden aus den Messparametern von oxygeniertem und desoxygeniertem Hämoglobin SvO2, FOE, Sauerstoffzufuhr (DO2), Sauerstoffverbrauch (VO2) und der periphere Gewebeoxygenierungsindex (pTOI) errechnet. Die periphere arterielle Sauerstoffsättigung (SpO2) und die Herzfrequenz (HR) wurden während der NIRS-Messungen routinemäßig mit einem Pulsoxymeter (IntelliVue MP30, Philips, Niederlande) erhoben.
Die Neugeborenen waren unterteilt in jene mit und jene ohne Infektion bzw. Inflammation; diese wurden anschließend nochmals abhängig von Gestationsalter (Früh- vs. Reifgeborene) und Messzeitpunkt (bis 24h, 24-48h, 48-72h) in Untergruppen untergliedert. Zusätzlich wurden auch die Gruppen mit vs. ohne Infektion und Früh- vs. Reifgeborene miteinander verglichen.
In Abhängigkeit von der Verteilung wurden die Daten als Mittelwert ± einer Standardabweichung oder Median (Minimum-Maximum) angegeben. Unterschiedsberechnungen wurden mit dem Student-t-Test, Mann-Whitney-U-Test oder Chi-Quadrat-Test durchgeführt, dies jeweils mit einer festgelegten Signifikanz von p<0,05.
Von 499 Messungen konnten 339 Messungen (67,9%) inkludiert werden. Neugeborene mit Infektion zeigten eine signifikant niedrigere periphere SvO2 im Vergleich zu Neugeborenen ohne Infektion (66,8% ± 6,4% vs. 70,0% [64,4%-72,8%], p=0,036). Frühgeborene in der Frühphase einer Infektion, gemessen in den ersten 24 Lebensstunden, unterschieden sich mit einer niedrigeren peripheren SvO2 ebenfalls signifikant von Frühgeborenen ohne Infektion (65,9% ± 6,3% vs. 69,4% [64,6%-72,0%], p=0,046). Die FOE war bei Neugeborenen mit Infektion tendenziell höher, es konnte jedoch bei keiner der Untergruppen ein signifikanter Unterschied festgestellt werden. Neugeborene mit Infektion präsentierten sich mit einer niedrigeren DO2 (37,0 [26,3-54,2] μmol/l/min vs. 41,4 [29,1-60,0] μmol/l/min, p=0,026), einem niedrigeren VO2 (10,6 [8,1-13,4] μmol/l/min vs. 12,0 [8,9-15,3] μmol/l/min, p=0,020), einem erniedrigten pTOI (69,3% ± 5,7% vs. 71,9% [67,3%-75,1%], p=0,007) und einer niedrigeren SpO2 (95,2% ± 3,2% vs. 97,0% [94,2%-98,4%], p=0,012). Die Frühgeborenen zeigten im Vergleich zu den Reifgeborenen signifikante Unterschiede mit einer erhöhten DO2 (42,4 [29,2-60,2] μmol/l/min vs. 37,3 [26,3-53,1] μmol/l/min, p=0,028), einer erhöhten HR (132 ± 13 vs. 127 ± 18, p=0,018) und einem erhöhten VO2 (12,5 ± 4,5 μmol/l/min vs. 10,6 [8,4-12,9] μmol/l/min, p=0,015).
Die Daten dieser retrospektiven Analyse sprechen mit einer signifikant niedrigeren SvO2 und einer tendenziell höheren FOE dafür, dass bei Neugeborenen mit Infektion bzw. Inflammation aufgrund einer Störung der Mikrozirkulation periphere Oxygenierungsstörungen frühzeitig auftreten. Die Kombination von peripheren NIRS-Messungen mit venöser Okklusion könnte additiv zur Standarddiagnostik helfen, eingeschränkte periphere Oxygenierung und neonatale Infektionen frühzeitig zu erkennen.