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Kopf, N.
Langzeitverlauf von Neugeborenen mit Neonatalem Entzugssyndrom (NAS) unter spezieller Berücksichtigung entwicklungsneurologischer und sozialmedizinischer Aspekte
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2016. pp. 138 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Authors Med Uni Graz:
Advisor:
Raith Wolfgang
Urlesberger Berndt
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund: Maternaler Opioidkonsum während der Schwangerschaft geht häufig mit einer postnatalen Entzugssymptomatik (NAS) des Neugeborenen einher, wobei die Neugeborenen in der Regel eine medikamentöse Therapie benötigen. Die Langzeitprognose dieser Kinder wurde bisher kaum erforscht. Fragestellung: Ziel dieser Studie war die Erhebung der prä-, peri-, und postnatalen Situation von Neugeborenen, Müttern und Vätern. Unsere Studie untersuchte das Auftreten von Entwicklungsdefiziten bei Kindern nach intrauteriner Opioidexposition und NAS, und einen möglichen Einfluss von sozialmedizinischen Aspekten. Material und Methoden: Die vorliegende Studie beinhaltet eine retrospektive Analyse von Daten der Jahre 2000-2012 der Klinischen Abteilung für Neonatologie in Graz. Es wurden Kinder mit Opioidexposition während der Schwangerschaft und diagnostiziertem NAS eingeschlossen. Ergebnisse: Die untersuchte Studienpopulation von 63 Kindern setzte sich zu 52,4% aus Mädchen (n=33), und zu 47,6% (n=30) aus Knaben zusammen. Das mittlere Geburtsgewicht der Neugeborenen betrug 2812,13 g (SD 506,66g). In unserer Population zeigte sich eine Frühgeburten - Rate von 14,3% (n=9). 98,4% der Neugeborenen wiesen ein behandlungsbedürftiges NAS auf. Die mediane Dauer des Entzuges betrug 32 (4-251) Tage, die mediane Dauer des stationären Aufenthaltes der Neugeborenen betrug 42 (11-116) Tage. 69,8% (n=44) der Kinder wurden zu vereinbarten entwicklungsneurologischen Untersuchungen vorgestellt. Von den 23 im zweiten Lebensjahr vorgestellten Kindern zeigten 43,3% Auffälligkeiten. Im 3. Lebensjahr 75% von 12 wiedervorgestellten Kindern, wobei ein Kind eine schwere Entwicklungsverzögerung aufwies. Im 4. Lebensjahr waren es 71,4% von 7 vorgestellten Kindern, und im 5.Lebensjahr 100% der kontrollierten Kinder (n=4). Es fielen 18,3% (n=9) der Kinder mit ADHS, Hyperkinetischem Syndrom, Wahrnehmungs-, Verhaltens-, oder Bindungsstörungen auf. In 82,5% der Fälle kam es zu einem Wechsel in der Obsorge. Als relevante Nebendiagnosen fanden wir in 4,8% (n=3) ein Battered Child Syndrom, und in 4,8% (n=3) eine notfallmässige Spitalsaufnahme bei Intoxikation. Schlussfolgerung: Kinder mit Opioidexposition in der Schwangerschaft zeigen eine große Variabilität in ihrer weiteren Entwicklung: sowohl unauffällige Entwicklungsverläufe, als auch Verläufe mit Defiziten in Sprachentwicklung, Feinmotorik, Grobmotorik oder im Sozialkontakt werden gesehen. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen die Notwendigkeit einer adäquaten prä-, peri-, und postnatalen Betreuung der Mütter, Kinder und auch die Einbeziehung der Väter durch ein multidisziplinäres Team.

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