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Schober, L.
Lungenfunktionsmessungen bei der Erstversorgung von Frühgeborenen mit pulmonalen Blähmanövern („Sustained Lung Inflations“)
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2018. pp. 53
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
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Schober Lukas
- Advisor:
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Schwaberger Bernhard Christian
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Urlesberger Berndt
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung
Pulmonale Blähmanöver, sogenannte Sustained Lung Inflations (SLI), stellen bei der Erstversorgung Frühgeborener eine Beatmungsstrategie dar. Hierbei wird unmittelbar nach der Geburt ein definierter Beatmungsdruck über eine definierte Zeitdauer (> 5 s) mittels einer Beatmungsmaske gehalten. In Tierstudien konnte bei intubierten Kaninchen gezeigt werden, dass durch SLI direkt nach der Geburt die Lungenbelüftung verbessert und die funktionelle Residualkapazität rasch etabliert werden kann. In manchen klinischen Studien konnte gezeigt werden, dass das pulmonale Kurzzeitoutcome bei Frühgeborenen durch die Anwendung von SLI verbessert werden kann. Bei der Durchführung von SLI gibt es unterschiedliche Strategien hinsichtlich des Beatmungsdrucks (15-30 cmH2O) und der Dauer des Blähmanövers (5-20 s). Derzeit ist unklar welche Strategie angewendet werden soll, und ob SLI sowohl bei spontan atmenden Frühgeborenen als auch bei Frühgeborenen mit Apnoe effektiv durchgeführt werden können. Lungenfunktionsmessungen mittels sogenannten Respiratory Function Monitoring während der Erstversorgung Frühgeborener ermöglichen das Aufzeichnen wichtiger Beatmungsparameter wie Beatmungsdruck, Tidalvolumen und Gas-Flow und können bei der Beurteilung helfen, wie effektiv SLI durchgeführt wurden.
Methoden
Für diese Diplomarbeit wurden Lungenfunktionsdaten von zwei voneinander unabhängig durchgeführten, randomisiert kontrollierten Studien analysiert, in welchen Frühgeborene in der Interventionsgruppe mit einem Gestationsalter von 23+0 bis 34+0 Schwangerschaftswochen mit SLI behandelt wurden. Die StudienteilnehmerInnen erhielten 1 bis 3 SLI gefolgt von positive pressure ventilation (PPV) bzw. continuous positive airway pressure (CPAP), verabreicht mittels T-Piece Device via einer Gesichtsmaske. Es wurden Gruppenunterschiede hinsichtlich des ersten detektierbaren endtidalen Kohlendioxids (etCO2), des exspiratorischen Tidalvolumens (Vte) und des inspiratorischen Tidalvolumens (Vti) während und eine Minute nach der initialen SLI bei Neugeborenen mit und ohne Spontanatmung anhand von Lungenfunktionskurven erhoben.
Ergebnisse
Die Lungenfunktionsmessungen der 13 Frühgeborenen aus Graz ergaben keine relevanten, statistisch signifikanten Unterschiede in den demographischen und klinischen Daten sowie den Ventilationsparametern im Gruppenvergleich der Frühgeborenen mit und ohne Spontanatmung.
In Kanada konnten 27 Frühgeborene inkludiert werden. Bei Neugeborenen mit Spontanatmung (n=17) konnten signifikant früher etCO2-Werte sowie früher etCO2-Werte über 20 mmHg. detektiert werden als bei jenen ohne Spontanatmung (n=10)
Es gab keine signifikanten Unterschiede zwischen Kindern mit und ohne Spontanatmung während der SLI, beim Vergleich des kumulativen Vti und Vte während bzw. des ersten Vte am Ende des ersten Blähmanövers, sowie des Vti und Vte in der ersten Minute nach SLI.
Es konnten keine signifikanten Unterschiede in den Gruppen von Frühgeborenen mit Gestationsalter < 28 vs. = 28 Schwangerschaftswochen hinsichtlich des Vte am Ende der initalen SLI, dem maximalen etCO2 nach SLI-Exspiration, der Zeit bis zum ersten detektierbaren etCO2 bzw. der Dauer, bis das etCO2 erstmals > 20 mmHg detektiert wurde, sowie der Ventilationsparameter Vte und Vti in der ersten Minute nach Ende der initialen SLI, gefunden werden.
Schlussfolgerung
Frühgeborene, die während der SLI eine Spontanatmung zeigten, wiesen früher etCO2-Werte auf als jene ohne Spontanatmung. Dies lässt vermuten, dass bei spontanatmenden Frühgeborenen, welche eine SLI erhielten, die Lunge besser rekrutiert werden konnte und somit mehr Areale belüftet sind und am Gasaustausch teilnehmen. Eine vorhandene Spontanatmung führte jedoch weder zu einer Zunahme des Vte am Ende der SLI noch zu einer Steigerung des maximalen etCO2 nach SLI Exspiration.