Selected Publication:
Tamussino, A.
Zusammenhang von zerebraler Aktivität und zerebraler Oxygenierung in der postpartalen Adaptationsphase
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2014. pp. 52
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
-
Pichler Gerhard
- Altmetrics:
- Abstract:
- EINLEITUNG: In der Reanimationssituation bei Neugeborenen (NG) ist die Versorgung des Gehirns zum Erhalt der Funktion ausschlaggebend für die weitere neurologische Entwicklung. Das Gehirn des NG wird unmittelbar nach der Geburt in Reanimationssituationen aber bis jetzt noch nicht routinemäßig überwacht. Da mit der Pulsoxymetrie in der Peripherie gemessene arterielle Sauerstoffsättigungswerte (SaO2) keinen direkten Rückschluss auf die Gehirnaktivität oder die zerebrale Gewebssättigung (crSO2) erlauben, wäre ein direktes zerebrales Monitoring durch Amplituden integriertes EEG (aEEG) bzw. Nahinfrarotspektroskopie (NIRS) sinnvoll. In der vorliegenden Studie wurde daher untersucht, ob die mit aEEG gemessene zerebrale Aktivität und die mit NIRS gemessenen crSO2 Werte zusammenhängen.
METHODEN: Eingeschlossen wurden NG >37+0 SSW, die per primären Kaiserschnitt entbunden wurden. In den ersten 15 Lebensminuten wurden zusätzlich zur Routineüber-wachung der SaO2 und der Herzfrequenz mittels Pulsoxymeter aEEG und NIRS Messungen durchgeführt. So konnte zu jeder Lebensminute der Mittelwert der minimalen (Vmin) und maximalen (Vmax) Amplitudenwerte der zerebralen Aktivität bzw. crSO2 bestimmt werden. Verglichen wurde eine Gruppe mit initial niedrigen, also Vmin < 5µV oder Vmax < 10µV, und sich im Verlauf der Adaptationsphase normalisierenden zerebralen Aktivitätswerten mit einer Gruppe mit initial und über den gesamten Messverlauf normalen Vmin und Vmax.
ERGEBNISSE: Von 244 gemessenen NG wurden 9 NG in die Untersuchungsgruppe und 50 NG in die KG eingeschlossen. Die Messwerte von der 4. bis zur 15. Lebensmin. wurden verglichen, da vor der 4. Min. die Werte durch Artefakte nicht aussagekräftig waren. Vmin und Vmax waren in der Untersuchungsgruppe mit Ausnahme der 13. Lebensmin. signifikant niedriger als in der KG. Bis zur 6. Lebensmin. sanken Vmin und Vmax in beiden Gruppen. In der Untersuchungsgruppe konnte für Vmin ab der 11. und für Vmax ab der 9. Lebensmin. Werte im Normbereich gemessen werden. crSO2 Werte waren in der Untersuchungsgruppe mit Ausnahme der 12. und 14. Lebensmin. signifikant niedriger als in der KG. In der Untersuchungsgruppe stiegen crSO2 Werte zwar kontinuierlich an, lagen aber zu jeder Minute unterhalb der 50. Perzentile von Referenzwerten. Ab der 7. Min. wurden in der Untersuchungsgruppe Werte >60% und ab der 11. Min. >70% gemessen. Dabei ist in dieser Gruppe ein crSO2 Wert <50% mit einer Wahrscheinlichkeit von 85% mit Vmin und Vmax Werten <5 bzw. <10µV assoziiert (p<0,01). Vmin und Vmax Werte im Normbereich sind für beide Gruppen zusammen mit einer Wahrscheinlichkeit von 98% mit crSO2 Werten ≥50% assoziiert (p<0,01).
CONCLUSIO: Die Ergebnisse zeigen einen Zusammenhang zwischen der zerebralen Aktivität und crSO2. Direktes zerebrales Monitoring bietet somit zusätzliche Informationen, die ein Anhaltspunkt für Interventionen im Rahmen einer Reanimationssituation werden könnten.