Selected Publication:
Binder-Heschl, C.
Der Einfluss von hämodynamischen Parametern auf die zerebrale Oxygenierung bei Frühgeborenen mit und ohne arterieller Hypotonie während des ersten Lebenstages.
Doktoratsstudium der Medizinischen Wissenschaft; Humanmedizin; [ Dissertation ] ; 2014. pp. 106
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
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Binder-Heschl Corinna
- Advisor:
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Einspieler Christa
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Pichler Gerhard
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Urlesberger Berndt
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund:
Die Blutdrucktherapie in der Neonatologie ist ein kontrovers diskutiertes Thema, wobei es keinen Konsens gibt bei welchen Blutdruckwerten eine Therapie eingeleitet werden sollte. Besonders bei Frühgeborenen (FG) gibt es, v.a bei grenzwertig erniedrigten Blutdruckwerten, kein einheitliches Vorgehen. Die Nahinfrarotspektroskopie (NIRS) ermöglicht ein kontinuierliches Monitoring der zerebralen Gewebsoxygenierung (zrSO2), welches Rückschlüsse auf die zerebrale Autoregulation und Perfusion im Rahmen hypotoner Phasen ermöglichen könnte.
Methoden:
Neugeborene wurden innerhalb der ersten 30 Lebensstunden, für 24 Stunden, monitorisiert. Folgende Parameter wurden kontinuierlich erhoben: zrSO2, peripher-arterielle Sauerstoffsättigung (SpO2), Herzfrequenz (HF), Blutdruck (RRsys, RRdia, RRmean) und zerebral fractional tissue oxygen extraction (zFTOE). Zu Beginn und am Ende des 24-Stunden Monitorings wurde eine Echokardiografie (Messung der tricuspid annular plane systolic excursion, left ventricular ejection fraction und Evaluierung eines offenen Duktus arteriosus (DA)) durchgeführt. Am Ende des Monitorings wurde NT-proBNP bestimmt, welches als Marker der Herzfunktion dient.
Die Kinder wurden in FG und Reifgeborene (RG) mit und ohne HT unterteilt. Für FG wurde ein RRmean unter dem GA in SSW und für RG unter 36mmHg als hypoton definiert.
Ergebnisse:
Auf Grund einer zu geringen Fallzahl an RG mit HT wurden diese Kinder nicht statistisch ausgewertet. Insgesamt konnten 56 Kinder in die Datenanalyse inkludiert werden; 17 FG mit HT (33.4±1.9SSW, 2016.5±548.5g), 29 FG ohne HT (33.3±1.3SSW, 1924.7±451.9g), 10 RG ohne HT (39.5±0.9SSW, 3539.0±471.4g).
In der Gruppe FG mit HT wurden pro Kind 1.6±1.2h einer HT mit 2.2±0.9mmHg unter dem Normwert (GA in SSW) aufgezeichnet. Dabei betrug die mittlere zrSO2 75±11%, zwei Stunden davor 76±10% und zwei Stunden danach 77±10%. Zwischen den einzelnen Phasen zeigte sich kein sig. Unterschied in der zrSO2. Auch bei anhaltender Hypotonie, von mehr als einer Stunde, konnte kein sig. Unterschied zwischen den einzelnen Phasen beobachtet werden.
Hinsichtlich der mittleren 24-Stunden zrSO2 gab es keinen sig. Unterschied zwischen den FG mit HT und den FG ohne HT. In der mittleren 24-Stunden SpO2 konnte zwischen den einzelnen Gruppen kein sig. Unterschied festgestellt werden. Die mittlere 24-Stunden HF war in der Gruppe FG mit HT sig. niedriger als in der Gruppe FG ohne HT. Hinsichtlich der mittleren 24-Stunden zFTOE gab es zwischen den FG mit HT und den FG ohne HT ebenfalls keinen sig. Unterschied.
Das mediane NT-proBNP in der Gesamtgruppe betrug 3868pg/mL (1087-16450pg/mL), zwischen den einzelnen Gruppen gab es keinen sig. Unterschied. Es konnte eine sig. negative Korrelation zwischen dem NT-proBNP und der zrSO2 festgestellt werden (p=0.003, r= -0.453).
Zum Zeitpunkt der ersten Echokardiografie waren alle, bis auf ein, DA offen und zum Zeitpunkt der zweiten Echokardiografie war der DA bei 21 Neugeborenen offen. Zum Zeitpunkt der ersten Echokardiografie konnte eine sig. negative Korrelation zwischen der zrSO2 und dem Duktusdurchmesser (p= 0.018; r= -0.36) festgestellt werden.
Schlussfolgerung:
In der vorliegenden Studie wurden hauptsächlich milde, kurzzeitige hypotone Phasen beobachtet, in welchen es, entgegen unserer Hypothese, zu keiner Veränderung der zrSO2 kam. Weiters konnte auch kein Unterschied zwischen FG mit und ohne Hypotonie hinsichtlich der mittleren 24-Stunden zrSO2, SpO2 und zFTOE beobachtet werden. Diese Ergebnisse lassen darauf schließen, dass die zerebrale Autoregulation bei Frühgeborenen mit milder, kurzzeitiger Hypotonie intakt ist und das Neugeborene so vor zerebralen Gewebsschädigungen schützt.
Eine Berücksichtigung der zrSO2 im Management der Blutdrucktherapie wäre möglicherweise von großem Benefit, vor allem bei grenzwertig niedrigen Blutdruckwerten und könnte die Entscheidung, ab wann eine Therapie eingeleitet werden sollte, erleichtern.