Medizinische Universität Graz Austria/Österreich - Forschungsportal - Medical University of Graz

Logo MUG-Forschungsportal

Gewählte Publikation:

Schardtmueller, H.
Strahlentherapieprotokolle und Behandlungsintervalle bei BrustkrebspatientInnen der Klinischen Abteilung für Onkologie
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2022. pp. 78 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Balic Marija
Grah Josip Joachim
Altmetrics:

Abstract:
Einleitung: Das Mammakarzinom ist der häufigste maligne Tumor der Frau und damit für einen großen Teil aller Krebstodesfälle verantwortlich. Neben operativer Tumorentfernung und medikamentöser Behandlung stellt die Bestrahlung die dritte wesentliche Säule in der onkologischen Therapie dar. Das Ziel dieser Arbeit besteht darin zu ermitteln, inwieweit die internationalen Empfehlungen zum zeitlichen Abstand zwischen Primärtumoroperation bzw. Abschluss einer Chemotherapie und dem Radiotherapiebeginn eingehalten werden und wie sich Abweichungen auf das Outcome auswirken. Material und Mehoden: In die retrospektive Studie wurden in Summe 1360 PatientInnen mit Mammakarzinom eingeschlossen, bei denen in kurativer Therapieintention zumindest eine Operation und eine Strahlentherapie durchgeführt wurden. Die Behandlung erfolgte zwischen 27.01.2006 und 06.02.2019 an der Universitätsklinik für Strahlentherapie-Radioonkologie der Universitätsklinik Graz. Der primäre Endpunkt der retrospektiven Analyse war die Schätzung des Anteils von PatientInnen mit leitlinienkonformem Bestrahlungsbeginn. Ko-sekundäre Endpunkte waren Gesamtüberleben (OS), krankheitsfreies Überleben (DFS) und Rezidivrisiko. Ergebnisse: Für die Gesamtpopulation konnte bei einem Anteil von 43,0% (95% CI: 40,3-45,7%) ein verzögerter Radiotherapiebeginn festgestellt werden. Bei der Gruppe ohne Chemotherapie trat in 48,0%, bei denjenigen mit neoadjuvanter Chemotherapie in 19,8% und bei den PatientInnen mit adjuvanter Chemotherapie in 64,3% der Fälle ein Delay auf. Positive Prädiktoren für das Auftreten eines Delays waren HR positive/HER2 negative Tumore, G1-Tumore, T1-Tumore, negativer LK-Status und SLNB. In der Analyse des OS und DFS für die Gruppen mit und ohne Delay zeigten sich weder innerhalb der Gesamtpopulation (log-rank p=0.979 für OS, log-rank p=0.565 für DFS) noch in den Subgruppenanalysen (ohne Chemotherapie: log-rank p=0.129 für OS, log-rank p=0.322 für DFS; mit adjuvanter Chemotherapie: log-rank p=0.055 für OS, log-rank p=0.055 für DFS; mit neoadjuvanter Chemotherapie: log-rank p=0.268 für OS, log-rank p=0.532 für DFS) signifikante Unterschiede. Weiters wurde die Assoziation zwischen Delay und Gesamtrezidivrisiko untersucht, wobei sich in der Subgruppe der PatientInnen mit adjuvanter Chemotherapie eine signifikant höhere Gesamtrezidivrate bei verspätet Radiotherapierten (Gray’s p=0,034) ergab. In den übrigen Gruppen waren keine signifikanten Zusammenhänge zwischen Delay und dem Auftreten von Rezidiven feststellbar (Gesamtpopulation: Gray’s p=0,580; ohne Chemotherapie: Gray’s p=0,548; mit neoadjuvanter Chemotherapie: Gray’s p=0,362). Schlussfolgerung: In der vorliegenden Arbeit konnte gezeigt werden, dass es bei PatientInnen mit adjuvanter Chemotherapie, die meist unter aggressiveren Tumoren leiden, häufig zu Verzögerungen im Strahlentherapiebeginn kommt, die sich negativ auf das Outcome auswirken können. Bisher existieren kaum wissenschaftlich begründete Empfehlungen zum einzuhaltenden Zeitintervall zwischen adjuvanter Chemo- und Strahlentherapie, das in Hinblick auf unsere Studienergebnisse jedoch eine relevante Rolle spielen könnte. Zukünftige Studien zu dieser Thematik könnten dazu beitragen, die internationalen Therapie-Leitlinien und damit die Behandlungsergebnisse bei Mammakarzinom zu verbessern.

© Med Uni Graz Impressum