Gewählte Publikation:
Lindenbeck, S.
Arterielle Steifigkeit und ihr Einfluss auf zerebrale Morphologie und kognitive Funktionen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2021. pp. 36
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Schmidt Reinhold
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- Hintergrund & Ziele: Arterielle Steifigkeit, und eine damit erhöhte Pulswellengeschwindigkeit (PWV), konnte sowohl mit Hirnatrophie, als auch mit Zeichen einer zerebralen Kleingefäßerkrankung, wie White Matter Hyperintensities (WMHs), und kognitiver Dysfunktion in Verbindung gebracht werden. Die genauen zugrundeliegenden Pathomechanismen sind jedoch noch nicht hinreichend verstanden. Außerdem gibt es keine Studien, die den Einfluss zirkadianer Veränderungen der Pulswellengeschwindigkeit auf zerebrale Morphologie und Funktion untersuchen. Diesen Fragen widmet sich die folgende Arbeit.
Methoden: In der Studie wurden 89 neurologisch unauffällige Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Austrian Stroke Prevention Family Study (51,2% Frauen, Medianes Alter: 72 Jahre) ohne Vorgeschichte eines Schlaganfalles oder einer Demenz eingeschlossen. Bei jedem Teilnehmer bzw. jeder Teilnehmerin wurde neben der Erfassung vaskulärer Risikofaktoren, ein Schädel-MRT inklusive DTI (diffusion tensor imaging) und eine ambulante 24-Stunden-Pulswellenanalyse durchgeführt. Zusätzlich erhielt eine Subgruppe von 84 Personen eine neuropsychologische Testung zur Erfassung der kognitiven Fähigkeiten. Mittels linearer Regressionsmodelle wurde überprüft, ob, zu verschiedenen Zeiten gemessene, Pulswellengeschwindigkeiten einen, von Alter, 24-h systolischem Blutdruck, Diabetes und kardialen Erkrankungen unabhängigen, Einfluss auf Hirnvolumen, Marker einer zerebralen Kleingefäßerkrankung, oder kognitive Fähigkeiten der Studienteilnehmer bzw. Studienteilnehmerinnen haben. Dabei wurde neben WMHs, der „Peak width of Skeletonized Mean Diffusivity” (PSMD)-Wert als Biomarker trakt-bezogener mikrostruktureller Schädigung des Gehirns verwendet.
Ergebnisse: Die 24-h-PWV war mit reduziertem globalem Hirnvolumen (p = 0,011), jedoch nicht mit Markern einer zerebralen Kleingefäßerkrankung, oder kognitiven Fähigkeiten assoziiert. Zusätzlich bestand ein deutlicherer Zusammenhang zwischen nächtlich gemessenen PWV-Werten und globaler Hirnatrophie (p = 0,005), im Vergleich zu tagsüber gemessenen PWV-Werten (p = 0,109).
Schlussfolgerungen: Arterielle Steifigkeit hat einen, von Blutdruck und anderen vaskulären Risikofaktoren unabhängigen, Einfluss auf Hirnatrophie. Die nächtlich gemessene PWV ist ein stärkerer Prädiktor globaler Hirnatrophie als die während des Tages gemessene PWV. Longitudinale Daten sind nötig um den Blutdruck-unabhängigen Zusammenhang zwischen nächtlicher PWV und Progression von Hirnatrophie einschließlich ihrer klinischen Konsequenzen weiter zu untersuchen.