Gewählte Publikation:
Sonieva, D.
Polyneuropathieskalen bei Mb. Parkinson. Ein Vergleich: Utah Early Neuropathy Scale vs. Toronto Clinical Neuropathy Scoring System
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2018. pp.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Homann Carl
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Urbanic Purkart Tadeja
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund:
Polyneuropathie (PNP) bei idiopathischem Parkinsonsyndrom (IPS) ist ein vergleichsweise neues Symptom, mit nicht unbeträchtlicher Prävalenz und klinischer Bedeutung. Die Anzahl der Publikationen zum Thema der PNP bei IPS ist gegenwärtig steigend. Zwei der meist verwendeten Skalen zur Diagnosestellung in klinischen Studien zu diesem Thema sind die Utah Early Neuropathy Scale (UENS) und das Toronto Clinical Neuropathy Scoring System (TCSS). Evidenz zu deren Wertigkeit bei IPS gibt es bis dato keine.
Fragestellung:
Kann mithilfe der UENS und des TCSS auf das Vorliegen einer PNP bei IPS-Patienten geschlossen werden? Welche Skala eignet sich dabei besser? Welcher Cut-off-Wert ver-eint optimale Sensitivität und Spezifität?
Methode:
Bei 34 Parkinsonpatienten (ø Alter: 70,8 Jahre, ø UPDRS-Gesamtscore: 40,9) wurden
die TCSS- und UENS-Scores erhoben. Als Referenzuntersuchung wurde die Nervenleitgeschwindigkeit gemessen. Eine ROC Analyse (Receiver-Operating-Characteristics Analyse) für die UENS und das TCSS inkl. Fläche unter der Kurve (AUC) wurden durchgeführt. Für mögliche Cut-off-Werte der Skalen wurden Sensitivität (SE), Spezifität (SP), Likelihood-Rate (LR) und der positive prädiktive Wert (PPV) berechnet.
Ergebnisse:
Die PNP-Prävalenz betrug 0,52. Dabei konnten keine unterscheidenden Faktoren zwischen PNP-affizierten und nicht affizierten IPS-Patienten gefunden werden.
TCSS: Die Anwendung des in der Literatur empfohlenen Cut-off-Wertes (TCSS ¿6) ergab eine SE von 0,66, eine SP von 0,77, eine LR von 2,88 und einen PPV von 0,8. Die AUC des TCSS ergab 0,75. Die konsekutive Hebung des Cut-off-Werts resultierte in einer nahezu linearen Erhöhung des PPV, LR und SP auf Kosten der SE. Lediglich der Cut-off-Wert ¿6 ergab einen Spike der LR aus der Linearität.
UENS: Der in der Literatur vorgegebene Cut-off-Wert (UENS =5) ergab eine SE von 1,0, eine SP von 0,78, eine LR von 4,55 und einen PPV von 0,67. Eine Hebung des Cut-off-Werts es auf =7 brachte den höchsten PPV (0,93) mit verbesserter SP von 0,94, allerdings zulasten der SE (0,81). Die AUC der UENS ergab 0,964 (0.96).
Conclusio:
Prinzipiell wiesen beide Skalen gute Benutzerfreundlichkeit in der Anwendung an IPS-Patienten auf. Sofern Aussagen aus der geringen Fallzahl dieser Studie getroffen werden können, sprechen die statistischen Parameter nicht besonders für die Güte des TCSS in Richtung Diagnosestellung. Die UENS hingegen, insbesondere nach Anhebung des Cut-off-Wertes, zeichnete sich als frühes Erkennungsmittel mit einer hohen Sensitivität aus. Aufgrund der besseren Genauigkeit sollte die UENS daher bevorzugt Verwendung finden. Weiterführende größere Untersuchungen wären klinisch relevant und daher begrüßens-wert.