Gewählte Publikation:
Mayr, L.
Therapiemöglichkeiten des akuten Migräneanfalls und dessen Prophylaxe im Erwachsenenalter mit besonderem Schwerpunkt auf die verschiedenen Lebensphasen der Frau
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2017. pp. 244
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Beitzke Markus
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Reiter Gudrun
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung: Die Migräne wird aktuell nach der International Classification of Headache Disorders Version III-ß (ICHD-III-ß) der International Headache Society (IHS) in Untergruppen eingeteilt. Die größten Entitäten stellen dabei die Migräne ohne Aura und die Migräne mit Aura dar. Pathopyhsiologisch für die Migräneentstehung relevant sind vor allem Störungen der Homöostase im Hypothalamus, die Aktivierung des trigeminovaskulären Systems und zahlreiche Interaktionen auf Neurotransmitterebene sowie auch (zyklische) Hormonschwankungen.
Methoden: Eine Literaturrecherche anhand MeSH-Terms sowie im Freitext mittels der Datenbanken PubMed, Cochrane Library, Web of Science und UpToDate wurde durchgeführt. Studien in englischer und deutscher Sprache, welche bis zum Mai 2017 publiziert waren, wurden miteinbezogen. Gängige Lehrbücher aus dem Fachgebiet der Neurologie und die aktuellsten Guidelines zur Migränetherapie wurden ebenfalls als Quellen herangezogen.
Resultate: In der Auswertung der Therapierichtlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, der American Headache Society und Canadian Headache Society sowie nachfolgender Metaanalysen und randomisiert kontrollierter Studien sind im deutschsprachigen Raum in der Akuttherapie der episodischen Migräne die Triptanderivate, Ibuprofen, Acetylsalicylsäure, Dihydroergotamin, Diclofenac-Kalium und Phenazon Mittel erster Wahl. Zur Therapie der Begleitsymptome eignen sich die prokinetischen Antiemetika Metoclopramid und Domperidon.
Migräneprophylaktika erster Wahl sind Beta-Rezeptorenblocker, Flunarizin, Topiramat, Valproinsäure und OnabotulinumtoxinA (für die chronische Migräne). Als zweite Wahl bieten sich Amitriptylin, Venlafaxin, Acetylsalicylsäure, Naproxen und Candesartan an.
In der Kurzzeitprophylaxe der menstruationsassoziierten Migräne erhielt Frovatriptan die beste Evidenz, gefolgt von Naratriptan und Zolmitriptan. Rizatriptan erzielte die besten akuttherapeutischen Erfolge bei menstruationsassoziierten Beschwerden. In der Schwangerschaft dürfen zur Akuttherapie Paracetamol und Metoclopramid, nur im zweiten Trimenon Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen eingenommen werden. Zur Prophylaxe eignen sich Metoprolol, Propranolol, Amitriptylin, Venlafaxin und Magnesium. Kontraindiziert sind Valproinsäure, Topiramat, Candesartan und Dihydroergotamin. In der Stillzeit wurde akuttherapeutisch das geringste Risiko für Paracetamol, Ibuprofen, Diclofenac, Metoclopramid und Sumatriptan beschrieben, in prophylaktischer Hinsicht für Amitriptylin, Propranolol und Magnesium. Kontraindiziert ist Dihydroergotamin.
Unter den nichtmedikamentösen Verfahren empfehlen sich besonders Entspannungsverfahren wie die progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, die PatientInnenedukation, Akupunktur, Biofeedback und die kognitive Verhaltenstherapie. Kombiniert mit schulmedizinischen Therapieoptionen steigert sich die Effizienz.
Mehrere neuromodulierende Behandlungsverfahren befinden sich in klinischer Erprobung. Unter den neuen medikamentösen Therapiemöglichkeiten könnten sich Calcitonin-gene-related peptide (CGRP) Rezeptor-Antagonisten, monoklonale CGRP-Antikörper und Ditane durchsetzen.
Conclusio: Man darf gespannt sein, welche neuen Erkenntnissen die Migräneforschung in den nächsten Jahren bringen wird und in welche Richtung sich die Forschungsergebnisse jener Medikamente, welche derzeitig noch in laufenden Studien erprobt werden, entwickeln. Die Migräne, ein Krankheitsbild, welches die Menschen schon seit jeher beschäftigt, wird aber auch zukünftig im Fokus der Forschung stehen und vermutlich noch lange eine spannende, herausfordernde Erkrankung bleiben.