Gewählte Publikation:
Andersen, B.
Die zerebrale Amyloid-Angiopathie (CAA)
Risikofaktor für kognitiven Abbau und Hirnblutungen
Eine diagnostische und therapeutische Herausforderung
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2017. pp.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Reiter Gudrun
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Seiler Stephan
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- Abstract:
- Hintergrund: Zerebrale Mikroblutungen stellen das wesentliche morphologische Korrelat der zerebralen Amyloid-Angiopathie, einer altersassoziierten neurologischen Erkrankung, dar und unterliegen einem Pathomechanismus, der mit der Schädigung der kleinen zerebralen Gefäße einhergeht. Da sie ein Risikofaktor für Makroblutungen sind, ist es von Relevanz, deren Diagnosemöglichkeiten sowie deren Bedeutung bei Therapien, die in die Gerinnungseigenschaften des Blutes eingreifen, zu analysieren. Zerebrale Mikroblutungen werden ebenso mit einer Abnahme der Kognition und mit Demenz assoziiert, deren Ausmaß und therapeutische Folgen diskussionswürdig sind, da Minderung der Gedächtnisleistung und kognitiver Verfall häufige klinische Szenarien darstellen.
Methoden: Diese Arbeit hat den Zweck, den gegenwärtigen Stand der Forschung über zerebrale Mikroblutungen und der zerebralen Amyloid-Angiopathie anhand einer systematischen Literaturrecherche in der elektronischen Datenbank „PubMed“ zusammenzufassen und deren klinische Konsequenzen auszuarbeiten. Publikationen der vergangenen fünf Jahre (2012-2017) werden dabei besonders berücksichtigt.
Resultate: Die Daten für diese Arbeit stammen aus über 300 Publikationen, die sowohl bedeutende als auch aktuellste Studienergebnisse inkludieren und zeigen eine hohe Prävalenz von zerebralen Mikroblutungen in der Allgemeinbevölkerung. Die für die Detektion zerebraler Mikroblutungen sensitivste Technik ist ein susceptibility-weighted imaging (SWI) mit einer Feldstärke von mindestens 3 Tesla. Alzheimerdemenz wird mit der zerebralen Amyloid-Angiopathie assoziiert, wobei hierbei die Präsenz von multiplen Mikroblutungen zu einer schnelleren Krankheitsprogression führt. Mikroblutungen erhöhen das Risiko für Makroblutungen, insbesondere in Zusammenhang mit einer Therapie mit Antikoagulantien und intravenöser Thrombolyse. Die Analyse der Daten rechtfertigt allerdings in den meisten Fällen kein Aussetzen einer medikamentösen Antikoagulation oder Lysetherapie bei PatientInnen, die hierfür indiziert sind.
Conclusio: Für Therapieentscheidungen bezüglich Antikoagulantien und medikamentöser Thrombolyse wird bei PatientInnen mit zerebralen Mikroblutungen die Miteinbeziehung möglichst vieler individueller Faktoren wie klinischer Zustand, Daten aus dem Imaging, Risikofaktoren und Genetik empfohlen. Im Zweifel wird zu einem restriktiven Vorgehen geraten.