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Ablinger, G.
Dopaminerg bedingte vs. medikationsunabhängige Polyneuropathie bei Morbus Parkinson - Vergleichsstudie über Prävalenz und Ausprägung von Polyneuropathie bei Morbus Parkinson
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2014. pp. 106
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Hochmeister Sonja
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Homann Carl
- Altmetrics:
- Abstract:
- AUSGANGSLAGE: Einige wenige Studien konnten eine hohe Prävalenz von distalen, symmetrischen Polyneuropathien (PNP) bei idiopathischem Parkinsonsyndrom (IPS), insbesondere unter Therapie mit Levodopa zeigen. Bisher wurde ein Vitamin B12-Mangel auf Basis der kumulativen Levodopa-Exposition dafür verantwortlich gemacht. Viele der Arbeiten wiesen jedoch geringe Fallzahlen untherapierter IPS-Patienten oder methodische Mängel auf. Es ist daher bis dato unklar, ob eine PNP bei IPS-Patienten Medikamentennebenwirkung oder intrinsischer Teil der Parkinsonerkrankung ist.
FRAGESTELLUNG: Ist die Prävalenz von PNP selbst bei IPS-Patienten, die noch keine dopaminerge Therapie erhalten haben, erhöht? Ist die PNP-Prävalenz bei nicht therapierten (DN-IPS) wesentlich geringer als bei therapierten IPS-Patienten (Med-IPS)? Besteht ein Zusammenhang zwischen IPS-Schweregrad und PNP-Schweregrad? Liegt dabei eine Häufung PNP spezifischer Risikoparameter bei IPS-Patienten vor?
METHODEN: Klinische und elektrophysiologische Untersuchung von 27 DN IPS-Patienten, 7 Med-IPS-Patienten und 17 Kontrollpatienten ohne neurologische Vorerkrankungen (Ko) auf das Vorhandensein einer PNP und Einstufung des Schweregrads mithilfe der Utah Early Neuropathy Scale (UENS) und des Toronto Clinical Scoring Systems (TCSS). Einstufung des IPS-Krankheitsausmaßes mittels Unified Parkinson’s Disease Rating Scale, Hoehn und Yahr Stadium und Schwab und England Skala. Erhebung PNP-relevanter Risikofaktoren mittels Anamnese, klinischer Untersuchung und Nüchtern-Blutabnahme. Vergleich der Prävalenzen für PNP und der Verteilung der Risikoparameter. Analyse von Korrelationen des PNP-Schweregrads mit dem IPS-Schweregrad.
ERGEBNISSE: Die DN-IPS- (70.3 %) und Med-IPS-Gruppe (71.4 %) wiesen klinisch signifikant höhere PNP-Prävalenzen auf als die Ko-Gruppe (35.3 %) (p < 0.05). Auch bei strengeren, elektrophysiologisch unterstützten Diagnosekriterien zeigte sich eine höhere Pävalenz von PNP bei DN-IPS- (48.1 %), Med-IPS-Patienten (42.9 %) als bei Ko Personen (36.4 %), allerdings ohne Signifikanzniveau zu erreichen. Das Hoehn und Yahr Stadium und die Schwab und England Skala korrelierten signifikant mit den PNP Scores (p < 0.01 bzw. p < 0.05). Es zeigte sich eine signifikante Häufung erhöhter Homocysteinwerte in der DN-IPS-Gruppe (p < 0.01)
SCHLUSSFOLGERUNG: Auch bei untherapierten IPS-Patienten tritt klinisch gehäuft eine PNP auf, was als Hinweis für eine parkinsonspezifische und nicht medikamenteninduzierte Begleiterkrankung gewertet werden kann. Ein Zusammenhang des IPS-Schweregrads mit dem PNP Schweregrad erscheint möglich. Eine PNP als intrinsischer Teil des IPS würde das tägliche Leben der Patienten u.a. durch eine gestörte Gleichgewichsregulation und eine erhöhte Sturzneigung erheblich beeinträchtigen. Es sollte daher in der täglichen Praxis auch bei neu diagnostiziertem IPS routinemäßig auf Zeichen einer PNP geachtet werden.