Medizinische Universität Graz Austria/Österreich - Forschungsportal - Medical University of Graz

Logo MUG-Forschungsportal

Gewählte Publikation:

Pendl, T.
Alkohol-Challenge-Test zur Differentialdiagnose von verschiedenen Tremorsyndromen
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2013. pp. 111 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Schmidt Reinhold
Schwingenschuh Petra
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund: Die klinische Zuordnung von Tremores, welche mit einem Aktionstremor einhergehen, ist oft schwierig und es besteht häufig Uneinigkeit in den Differentialdiagnosen essentieller Tremor (ET) und dystoner Tremor (DT), aber gelegentlich auch zum Tremor bei idiopathischem Parkinsonsyndrom (IPS). Zurzeit gilt ein positives Ansprechen auf Alkohol als unterstützendes, anamnestisch erhebbares Diagnosekriterium bei ET. Ein Ansprechen auf Alkohol anderer Tremorsyndrome, wie zum Beispiel des DT, wurde bisher jedoch noch nicht systematisch untersucht. Ziel der Studie war es zu untersuchen, ob sich der ET von den anderen häufigen Tremorsyndromen ¿ DT und IPS ¿ in einem plazebokontrollierten, doppelblinden ¿Alkohol-Challenge-Test¿ bezüglich des Einflusses von Alkohol objektiv unterscheidet. Methoden: Es wurden vier Patient/innen mit ET, drei Patient/innen mit DT und acht Patient/innen mit IPS (Patient/innen mit DT und IPS wurden als Non-ET-Patient/innen zusammengefasst) rekrutiert. Die Studie wurde an zwei nicht aufeinanderfolgenden Tagen durchgeführt. In einem Cross-Over-Design wurde in zufälliger Reihenfolge an einem Studientag Alkohol und am anderen Studientag Plazebo als Getränk verabreicht. Sämtliche Messparamter (Tremoranalyse mittels Akzelerometer und EMG, klinische Beurteilung, Blutalkoholkonzentration) wurden zur Baseline und 30, 60 und 120 Minuten nach Verabreichung des Studiengetränks eruiert. Ergebnisse: Als Hauptmessparameter wurde die TETRAS-Skala (Essential Tremor Rating Assessment Scale) herangezogen. Wir führten eine ANOVA mit Messwiederholungen (Baseline / post 30 / post 60 / post 120 Minuten) durch. In der ET-Gruppe zeigte sich eine signifikante Besserung des Tremors nach Alkoholgabe (F(1,3)=5,3; p=0,023), aber keine signifikante Interaktion Messtag x Messzeitpunkt (F(1.4, 4)=2,2; p=0,218). In der Non-ET-Gruppe zeigte sich eine signifikante Besserung des Tremors nach Alkoholgabe (F(1.7, 17)=11,4; p=0,001), und ebenfalls keine signifikante Interaktion Messtag x Messzeitpunkt (F(3, 30)=1,7; p=0,187). Die Interaktion Messtag x Messzeitpunkt x Gruppe war nicht signifikant (F(1,13)=1,6, p=0,2). Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der Studie ergaben, dass alle Patient/innen auf Alkohol positiv ansprachen, zeigten jedoch, hinsichtlich der Tremorlinderung, keinen signifikanten Unterschied zwischen ET-Gruppe und Non-ET-Gruppe. Weiters zeigte sich kein signifikant günstigerer Effekt bezüglich Tremorlinderung durch Alkohol im Vergleich zu Plazebo. Sollten diese Ergebnisse in einer größeren Studie bestätigt werden, würde dies die These, dass ein mildernder Effekt von Alkohol auf die Tremorintensität als unterstützendes diagnostisches Kriterium für den essentiellen Tremor gewertet werden kann, widerlegen.

© Med Uni Graz Impressum