Gewählte Publikation:
Santner, N.
Der natürliche Verlauf zerebraler Kleingefäßerkrankung im MRI
[ Dissertation ] Medical University of Graz; 2004. pp.
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Kapeller Peter
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Schmidt Reinhold
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund und Ziele: Zerebrale Kleingefäßerkrankung im Sinne von Leukoaraiosis ist mit dem zunehmenden Einsatz von CT und MR bei einer Vielzahl von älteren Menschen zu finden. Ausgedehnte Veränderungen der weißen Substanz sind entsprechend pathologischer Korrelationen ischämisch bedingt. Neben fortgeschrittenem Alter ist arterielle Hypertonie der wichtigste Risikofaktor. Klinisch manifestiert sich die Erkrankung mit kognitiven Beeinträchtigungen, Gangstörungen und affektiven Symptomen. Der natürliche Verlauf der Läsionen der weißen Substanz über einen längeren Zeitraum war bisher weitgehend unklar. Das Ziel vorliegender Studie war es, quantitative Daten über den Verlauf dieser Läsionen in der Normalbevölkerung zu erheben. Methodik: Wir führten eine 6 jährige longitudinale Studie bei 296 älteren Personen in einer populationsbasierenden Kohorte mit wiederholter MR-Messung durch. Gemessen wurde das Läsionsvolumen bei der Baseline-Untersuchung sowie bei der 3-Jahres und 3-Jahres bzw. 6-Jahres Follow-up wurde semiautomatisch mittels entsprechender Software (DISPImage Programm, UltraSPARC Workstation) erfasst.
Ergebnisse: Der Mittelwert der Zunahme bei der 3-Jahres- und der 6-Jahres Follow-Up Untersuchung war 0,6 cm3 und 1,4 cm3. Eine über die Messvariabilität hinausgehende Volumsveränderung oberhalb der Messvariabilität hinausgehende Volumsveränderung oberhalb der Messvariabilität wurde bei 10,0% und 17,6% der Teilnehmer nach 3 bzw. 6 Jahren gesehen. Der Grad der Leukoaraiosis (punktförmig, beginnend konfluierend, konfluierend) bei der Baseline war der einzig signifikante und unabhängige Prädiktor für die Progression. Personen mit normalem MRI oder mit beginnend konfluierenden oder konfluierenden Läsion bei der Baseline eine substantielle Zunahme von 3,58 cm3 und 13,04 cm3 nach 6 Jahren aufwiesen. Die Progression nach 6 Jahren übertraf bei 57% bzw. bei 100% dieser Personen die Messvariabilität. Die war nur bei 15% der Teilnehmer mit punktförmigen Läsionen und bei keinem mit normalem Baseline-Scan der Fall.
Interpretation: Aus diesen Daten geht klar hervor, dass ältere Individuen mit normalem MR-Scan des Gehirns oder mit punktförmigen Veränderungen mit äußerst geringer Wahrscheinlichkeit in den folgenden Jahren neue Veränderungen entwickelt werden. Gleichzeitig zeigen die Daten die ungünstige Prognose bei Personen mit beginnend konfluierenden und konfluierenden Läsionen in der Baseline-Untersuchung auf. Diese Daten können als Referenz für die mögliche Planung interventioneller Studien herangezogen werden.