Gewählte Publikation:
Maric, M.
Selektive nichtmotorische Symptome des idiopathischen Parkinsonsyndroms-Beurteilung der olfaktorischen, gustatorischen und chemosensorisch-trigeminalen Leistungen
[ Dissertation ] Medical University of Graz; 2006. pp.
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Ott Erwin
- Altmetrics:
- Abstract:
- Die fast regelmäßig auftretende Beeinträchtigung des Geruchssinnes bei Patienten mit idiopathischem Parkinson Syndrom (IPS) ist schon seit langem bekannt. Dahingegen wurden gutatorische und trigeminale Leistungen bei Patienten mit IPS bisher noch nicht untersucht. Aus diesem Grund war es die Aufgabe der vorliegenden Dissertation, die Affektion des Geruchs-, Geschmacksinnes, sowie der trigeminalen Sensibilität bei Patienten mit IPSs zu erfassen.
Insgesamt wurden 36 Patienten mit manifestem IPS und 30 Kontrollpersonen getestet. Die Dauer der Erkrankung im Mittel betrug bei den Patienten mit IPS 6,5 plus/minus 4,9 Jahre. Zur Testung der Riechleistung wurden Riechstifte (sog. Sniffin Sticks) verwendet, mit welchen das Schwellen-, Diskriminations- und Identifikationsvermögen getestet wurde. Mit Hilfe einer mechanischen Pumpe, mit welcher Eukalyptol appliziert wurde, wurde die trigeminale Leistung getestet. Die Geschmacksprüfung erfolgte schließlich mit imprägnierten Schmeckstreifen, wobei nur die Qualitäten süß, sauer, bitter und salzig getestet wurden. Die Ergebnisse unserer Untersuchungsreihe bestätigten eine Beeinträchtigung des Riechvermögens bei Patienten mit IPS. Des Weiteren weisen Patienten mit manifestem IPS eine verringerte gustatorische Funktion, aber auch eine beeinträchtigte Empfindlichkeit auf trigeminale Reizstoffe im Bereich der Nasenschleimhaut auf. Zwischen der Dauer oder aber auch der Schwere der Erkrankung und einer verminderten Geschmacks- bzw. Trigeminusfunktion konnte kein statistisch signifikanter Zusammenhang festgestellt werden. Nach dem heutigen Wissensstand geht man davon aus, dass das IPS eine mulitsystemische Erkrankung darstellt, die durch einen stadienartigen aszendierenden Verlauf gekennzeichnet ist, welcher vom Hirnstamm und Riechhirn zum Neokortex aufsteigt. Hierbei sind trigeminale und gutatorische Kerngebiete im Hirnstamm ist keinem Stadium der Erkrankung von der typischen Pathophysiologie betroffen. Aus diesem Grund gehen wir in der vorliegenden Arbeit davon aus, dass die Verarbeitung viszerosensorischer Impulse auf mehreren, oberhalb des Truncus cerebri gelegenen, Ebenen gestört sein könnte. Demgemäß könnte im zweiten Stadium des Krankheitsprozesses, bei welchen Anteile der Formatio reticularis betroffen sind, eine Weiterleitung der gustatorischen und trigeminalen Information bereits auf dieser Ebene gestört sein. In diesem Krankheitsstadium wäre ebenso eine konsekutive Beeinträchtigung der Informationsverarbeitung durch das thalamische Kerngebiet denkbar.