Gewählte Publikation:
Mosbacher, G.
Zerebrale und peripher muskuläre „fractional tissue oxygen extraction (FTOE)“
und beginnende Inflammation/Infektion beim Neugeborenen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2019. pp. 82
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
-
Pichler Gerhard
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: Die Früherkennung einer beginnenden Sepsis bei Frühgeborenen mit einem Gestationsalter kleiner der 37. Schwangerschaftswoche stellt weltweit noch immer eine große Schwierigkeit da. Eine sogenannte „Early Onset“ Sepsis innerhalb der ersten 72 Lebensstunden bei Neugeborenen ist eine der Hauptursachen für die postnatale Mortalität und Morbidität.
Es ist bereits bekannt, dass eine Sepsis zu einer (Mirko-)Zirkulationsstörung und in Folge dessen auch zu einem Sauerstoffsättigungsproblem im Gewebe führt.
Zielsetzung: In dieser Studie soll durch eine gesunde Kontrollgruppe von Frühgeborenen erstmals eine „crFTOE/pFTOE-Ratio“ (Kontroll-Ratio) am ersten Lebenstag bestimmt werden. Diese Kontroll-Gruppe wird mit der Frühgeborenen Gruppe mit Infektionszeichen, die 24 Stunden nach der Geburt einen CRP-Anstieg gehabt haben, über die „crFTOE/pFTOE-Ratio“ – kurz FTOE Ratio – am ersten Lebenstag verglichen.
Dadurch dass in die Berechnung der „crFTOE/pFTOE-Ratio“ die zerebrale und die periphere muskuläre Sauerstoffgewebesättigung, sowie die arterielle Sauerstoffsättigung einfließt, kann man möglicherweise auf eine vom Neugeborenen gut kompensierte aber bereits vorhandene (Mikro-) Zirkulationsstörung im Rahmen einer Inflammation/Infektion schließen.
Methoden: Die Datenerfassung für diese retrospektive Analyse fand von September 2011 bis Juni 2013 und von Oktober 2013 bis Dezember 2016 an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde am LKH Graz statt.
Innerhalb der ersten 6 Lebensstunden nach der Geburt wurde mit einer zerebralen NIRS-Messung auf der linken Stirnseite und mit einer peripheren NIRS-Messung am rechten Unterarm begonnen. Diese Messungen konnten anschließend über 24 Stunden aufgezeichnet werden, wobei zur übersichtlichen Beurteilung 8 dreistündige Intervalle (1-3h, 4-6h, 7-9h, 10-12h, 13-15h, 16-18h, 19-21h, 22-24h) definiert wurden.
Eine positive Infektion galt als bestätigt, wenn das C-reaktive Protein >10 mg/l oder die Leukozytenzahl >34.000/µl war.
Frühgeborene mit positiven Infektionszeichen wurden in die Gruppe 1 (positive Infektionszeichen) und Frühgeborene ohne Infektionszeichen in die Gruppe 2 (negative Infektionszeichen) eingeteilt.
Zunächst wurden dann von allen Neugeborenen die crFTOE und die pFTOE berechnet, um im nächsten Schritt die FTOE Ratio (crFTOE/pFTOE) zu bestimmen.
Resultate: Es konnten 144 Frühgeborene in die Studie eingeschlossen werden. In die Gruppe mit positiven Infektionszeichen konnten 13 Kinder (31,1±3,1SSW, 1657±664g) und in die Gruppe mit negativen Infektionszeichen 131 Kinder (33,2±1,6SSW, 1914±469g) inkludiert werden.
Die FTOE Ratio zeigte einen signifikanten Unterschied im Vergleich der beiden Gruppen in den Intervallen 2., 3., 5. (p=0,043; 0,016; 0,010).
Im Gruppenvergleich bei einem Verhältnis von 1:3 (Matching) konnten 10 Kinder mit positiven Infektionszeichen mit 30 Kinder mit negativen Infektionszeichen verglichen werden.
Bei der FTOE Ratio Match ergab sich in den Intervallen 2., 3., 4., 5. (p= 0,017; 0,026; 0,037; 0,028) eine signifikante Änderung zwischen den beiden Gruppen.
In der alleinigen Beurteilung der NIRO 300 Messungen ergaben sich folgende Ergebnisse:
Die FTOE Ratio (NIRO 300) zeigte keinen signifikanten Unterschied im Vergleich der beiden Gruppen.
Im Gruppenvergleich bei einem Verhältnis von 1:1 (Matching) konnten 8 Kinder mit positiven Infektionszeichen mit 8 Kinder mit negativen Infektionszeichen verglichen werden. Bei der FTOE Ratio Match (NIRO 300) ergab sich im 2. Intervall (p= 0,003) ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen.
Konklusion: Die FTOE Ratio gibt die Möglichkeit bei einem Frühgeborenen eine vorhandene (Mikro-)Zirkulationsstörung früh zu erkennen. Somit kann schon ab der vierten bis sechsten Lebensstunde auf eine bestehende Inflammation bzw., Infektion bei einem Neugeborenen geschlossen werden.