Gewählte Publikation:
Harler, B.
Einfluss von Fördermaßnahmen auf das entwicklungsneurologische Outcome von ehemaligen Frühgeborenen <28. SSW und/oder <1500 g
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2017. pp.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Pichler Gerhard
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Pichler-Stachl Elisabeth
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: Die Inzidenz der Frühgeburtlichkeit betrug in Österreich 2015 7,8%. Aufgrund der Fortschritte der neonatologischen Intensivmedizin ist es zur verbesserten Überlebenschance sehr unreifer Frühgeborener gekommen. In Assoziation dazu steht ein erhöhtes Risiko für Entwicklungsverzögerungen und -defizite in der frühen Kindheit, welche in einem erhöhten Bedarf an speziellen Therapien und Förderungen resultieren. Daher ist eine standardisierte multidisziplinäre Nachsorge essenziell.
Zielsetzung: Ziel dieser Arbeit war es herauszufinden, ob eine Förderung ehemaliger Fru¨hgeborener <28. SSW und/oder <1500g in den ersten zwei Lebensjahren effektiv, hinsichtlich ihrer Entwicklung, ist.
Methoden: Im Rahmen einer prospektiven Beobachtungsstudie wurden die demographischen Daten und Diagnosen der ehemaligen Fru¨hgeborenen erhoben. Die Unterteilung des Patientenkollektivs erfolgte in die Gruppen „Gesund“ und „Krank“. Die Gruppe „Krank“ wies die Erkrankungen mit einer erhöhten Mortalität und Morbidität auf – BPD, IVH, PVL und/oder ROP. Die Gruppen „Gesund“ und „Krank“ wurden in jeweils zwei Subgruppen unterteilt – eine Gruppe mit Förderungen und eine ohne Förderungen.
Bei der entwicklungsneurologischen Untersuchung im korrigierten Alter von 2 Jahren wurde der Bayley–Test II/III zur Evaluierung der Entwicklung des Kindes durchgeführt und deren Eltern wurden gebeten einen Fragebogen über die Durchführung von Fördermaßnahmen, wie Physio- und Ergotherapie, Logopädie und Frühförderung, und alternativer Fördermaßnahmen im Zeitraum der letzten 24 Monate auszufüllen.
Bei der statistischen Auswertung wurde für den Gruppenvergleich bei normalverteilten Werten der t-Test für unabhängige Stichproben und bei nicht normalverteilten Werten der Mann-Whitney–U–Test verwendet. Zur Überprüfung der Signifikanz wurden bei Nominaldaten der Chi–Quadrat–Test und bei kleineren Fallzahlen (<5) der Fisher-Test verwendet.
Ergebnisse: Das PatientInnenkollektiv umfasste 41 Kinder, davon absolvierten 34 den Bayley-Test II/III. Das mittlere Gestationsalter betrug 29,4±2,6 SSW und das mittlere Geburtsgewicht 1122±317g. Insgesamt haben 61% der Kinder Physiotherapie, 34% Frühförderung und 12% Ergotherapie in Anspruch genommen. In der Gesamtgruppe war Physiotherapie die häufigste empfohlene Fördermaßnahme. Hinsichtlich alternativer Fördermaßnahmen wurde Babygymnastik maximal 240-mal und eine Kinderkrippe maximal 120-mal besucht. Im Median wurde in der Gesamtgruppe ein Bayley-Wert von 132,5 erzielt und 15% zeigten einen auffälligen Befund (<70).
Die Gruppe „Krank“ hat im Median an 4mal mehr Einheiten Physiotherapie und 16mal mehr Einheiten Frühförderung als die Gruppe „Gesund“ teilgenommen. Die beliebteste alternative Fördermaßnahme der Gruppe „Gesund“ war Babyschwimmen (30%). Der Bayley-Wert der Gruppe „Gesund“ war in 8% auffällig und der der Gruppe „Krank“ in 38% auffällig. Die Bayley-Ergebnisse der Kinder der Gruppen „Gesund“ mit Förderung waren im Median 133 (n=23), ohne Förderung 138 (n=3), sowie der Gruppen „Krank“ mit Förderung 84 (n=7) und ohne Förderung 53 (n=1).
Diskussion: Der Anteil der Kinder mit Förderungen war insgesamt hoch, wobei Physiotherapie die häufigste Fördermaßnahme war. Es konnte kein signifikanter Unterschied im entwicklungsneurologischen Outcome im korrigierten Alter von 2 Jahren zwischen den geförderten Gruppen und den Gruppen ohne Förderungen gezeigt werden mit der Limitation, dass in den Gruppen ohne Förderungen die Fallzahlen niedrig waren.