Gewählte Publikation:
Derler, T.
Identifikation von Maßnahmen zur Verbesserung der Beatmung von Früh- und Reifgeborenen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2017. pp. 79
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Mileder Lukas Peter
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Pichler Gerhard
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- Abstract:
- Hintergrund:
Um bei Neugeborenen, die in der postnatalen Transitionsphase apnoeisch sind bzw. insuffiziente Spontanatmung aufweisen, eine effektive pulmonale Rekrutierung und Ventilation sicherzustellen, sind die Applikation von kontinuierlichem positivem Atemwegsdruck (CPAP) und/oder die Überdruckbeatmung (PPV) mit der Beatmungsmaske die wichtigsten Interventionen. Um diese Interventionen während der Erstversorgung von Neugeborenen zu optimieren, werden verschiedene Maßnahmen wie etwa die Neupositionierung des kindlichen Kopfes oder die Beatmung mittels der 2-Helfer-Methode genannt.
Zielsetzung:
Das Ziel dieser Studie war es, die Häufigkeit von Maßnahmen zur Verbesserung der nichtinvasiven Beatmung bzw. Atmungsunterstützung von Früh- und Reifgeborenen unmittelbar nach der Geburt und deren Effekte zu untersuchen.
Methoden:
In diese Studie wurden Früh- und Reifgeborene inkludiert, die im Rahmen von prospektiven Beobachtungsstudien zwischen September 2009 und Januar 2015 in den ersten 15 Minuten nach ihrer Geburt gefilmt wurden. Es wurden ausschließlich Neugeborene inkludiert, die Masken-CPAP und/oder Masken-PPV erhielten. Maßnahmen, die mittels Videoanalyse untersucht wurden, waren Repositionierung von Beatmungsmaske oder Kopf, oropharyngeales Absaugen, Wechsel zwischen ein- und beidhändiger Beatmungsmaskenführung, Wechsel der Beatmungsmaske und Wechsel der durchführenden Person. Vitalparameter wurden mittels Pulsoxymetrie, Nahinfrarotspektroskopie und Atemfunktionsmonitoring gemessen und in einem polygraphischen Datenmanagementsystem aufgezeichnet. Die statistische Datenauswertung erfolgte in anonymisierter Form.
Ergebnisse:
Zwischen 01. September 2009 und 31. Januar 2015 waren Videos von insgesamt 653 Neugeborenen zur Analyse verfügbar. Davon war bei 143/653 Früh- und Reifgeborenen (21,9%) eine Beatmung bzw. Atmungsunterstützung erforderlich. Aufgrund ungenügender Bildqualität konnten neun/143 Videos (6,3%) nicht in die Auswertung miteinbezogen werden.
Die 134 inkludierten Videos umfassten 58 Reifgeborene und 76 Frühgeborene, wobei in 105 Videos (78,4%) im Median zwei Maßnahmen (0-22) zur Verbesserung der Beatmungssituation gesetzt wurden. Die Gesamtzahl von 427 Maßnahmen verteilte sich auf Maskenrepositionierung in 56,9% (n=243), oropharyngeales Absaugen in 26,0% (n=111), Wechsel zwischen ein- und beidhändiger Beatmungsmaskenhaltung in 7,7% (n=33), Wechsel der beatmenden Person in 6,1% (n=26), Wechsel der Beatmungsmaske in 2,3% (n=10) und Kopfrepositionierung in 0,9% (n=4).
Von den insgesamt 427 Maßnahmen wurden 287 (67,2%) bei Frühgeborenen und 140 (32,8%) bei reifen Neugeborenen gesetzt. Maßnahmen zur Optimierung der Beatmungssituation waren damit bei Frühgeborenen signifikant häufiger als bei Reifgeborenen (p=0,006).
Vor und nach der ersten beatmungsoptimierenden Maßnahme gab es keine signifikanten Unterschiede in Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung und Beatmungsmaskenleckage. Die regionale zerebrale Gewebsoxygenierung betrug vor der ersten gesetzten Maßnahme zur Beatmungsoptimierung 37,3 ± 22,0% und danach 45,4 ± 21,5% (p=0,001).
Schlussfolgerung:
Maßnahmen, um die Beatmungsqualität während der Erstversorgung von Neugeborenen zu verbessern, sind häufig erforderlich und heterogen. In dieser Studie zeigten sich Unterschiede in der Häufigkeit der gesetzten Maßnahmen zwischen Früh- und Reifgeborenen. Die erste beatmungsoptimierende Maßnahme war mit einer Verbesserung der zerebralen Gewebsoxygenierung assoziiert.