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Gewählte Publikation:

Meister, K.
Einfluss externaler Determinanten auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität bei Kindern und Jugendlichen mit psychischen Erkrankungen
Doktoratsstudium der Medizinischen Wissenschaft; Humanmedizin; [ Dissertation ] Graz Medical University; 2015. pp. [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Freidl Wolfgang
Greimel Elfriede Renate
Matzer Franziska
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund: Bis zu einem Fünftel aller Kinder und Jugendlichen sind von psychischen Erkankungen betroffen. Bislang liegen kaum Studien vor, welche die Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen mit emotionalen und Verhaltensauffälligkeiten und deren Einfluss auf die subjektiv wahrgenommene gesundheitsbezogene Lebensqualität beleuchten. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Zusammenhänge zwischen den äußeren (externalen) Lebensbedingungen und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität bei Kindern und Jugendlichen mit psychischen Auffälligkeiten zu erfassen. Darüber hinaus soll der Kenntnisgrad über die Wirkung umweltbezogener Determinanten auf das Inanspruchnahmeverhalten von professioneller Hilfe aufgrund von emotionalen und Verhaltensauffälligkeiten erhöht werden. Methodik: Die Stichprobe besteht aus 172 stationär aufgenommenen Patientinnen und Patienten (11 bis 18 Jahre) der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie der LSF Graz und 148 Erziehungsberechtigten. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität wurde mittels KIDSCREEN-52 (Selbst- und Fremdbeurteilung), die psychischen Auffälligkeiten mit dem Fragebogen für Jugendliche (YSR) und mit dem Elternfragebogen über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen (CBCL/4-18) erhoben. Als Indikator für den sozioökonomischen Status wurde bei den Kindern und Jugendlichen die Family Affluence Scale (FAS) und für beide Elternteile getrennt ein „Schichtindex“ eingesetzt. Das Inanspruchnahmeverhalten in den letzten 12 Monaten vor dem stationären Aufenthalt wurde durch einen Fragebogen bei den Erziehungsberechtigten erfasst. Zur Überprüfung der Hypothesen und Fragestellungen wurden multivariate und univariate, sowie Korrelationsberechnungen und Regressionsanalysen durchgeführt. Ergebnisse: Neben dem Geschlecht zeigten die externalen Determinanten Familienkonstellation und Eingebundenheit in die Gleichaltrigengruppe einen signifikanten Einfluss auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität. Männliches Geschlecht, das Leben mit beiden Elternteilen und eine größere Anzahl an Freundinnen oder Freunden gingen mit einer höheren Lebensqualität in Teilbereichen einher. Es ließen sich weiters deutliche Zusammenhänge zwischen dem Ausprägungsgrad psychischer Auffälligkeiten und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität finden. Psychische Auffälligkeiten gingen unabhängig ihrer detaillierten Symptomausrichtung mit einer eingeschränkten gesundheitsbezogenen Lebensqualität in den Bereichen „Selbstwahrnehmung“, „Stimmung und Emotionen“ und „Beziehung zu Eltern“ einher. Hinsichtlich des Inanspruchnahmeverhaltens wiesen das Geschlecht und die externalen Determinanten sozioökonomischer Status, Familienkonstellation und Wohnortgröße eine bedeutsame Wirkung auf. Weibliches Geschlecht, ein niedriger sozioökonomischer Status, das Leben mit beiden Elternteilen und eine weniger urbanisierte Wohnumgebung waren mit einer geringeren Nutzung von Behandlungsangeboten assoziiert. Darüber hinaus konnte beobachtet werden, dass eine in einigen Bereichen eingeschränkte gesundheitsbezogene Lebensqualität, sowie eine ausgeprägte psychische Auffälligkeit durch eine häufigere Inanspruchnahme von professioneller Hilfe, vor allem ambulanter Angebote, gekennzeichnet war. Schlussfolgerungen: Aufgrund der deutlich erfassbaren Einschränkungen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität in Abhängigkeit psychischer Auffälligkeiten, sollte in der Behandlung gezielter auf die Bereiche geachtet werden, in welchen die Lebensqualität als ungünstig erlebt wird. Die Resultate zur Inanspruchnahme professioneller Hilfe legen nahe, dass Anstrengungen hinsichtlich einer besseren Zugänglichkeit von Maßnahmen und der frühzeitigen Identifikation von Risikogruppen unternommen werden sollten.

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