Gewählte Publikation:
Hettegger, R.
Radiologisch morphometrische Evaluierung der Frakturheilung unter ESIN
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2015. pp.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Fischerauer Stefan Franz
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Weinberg Annelie-Martina
- Altmetrics:
- Abstract:
- Generelle Signifikanz und Problemstellung
Frakturen im Kindesalter sind generell im Steigen begriffen und stellen einen wichtigen sozioökonomischen Faktor dar. Gleichzeitig besteht ein Trend zur operativen Frakturversorgung. Bei der Behandlung von Frakturen, welche die Röhrenknochen der Extremitäten betreffen, hat sich die elastisch stabile Marknagelung, als minimalinvasives Verfahren, bei der Behandlung kindlicher Frakturen etabliert. Trotz dieser Entwicklung fehlt es an Studien, die sich mit der Frakturheilung, unter Einsatz dieses Verfahrens, beschäftigen. Ziel dieser Arbeit ist es, den zeitlichen Verlauf der Frakturheilung in einer Großtierstudie radiologisch, morphometrisch zu beschreiben.
Methodik
Um diese Fragestellung zu beantworten, wurde an 24 sich im Wachstum befindlichen Schafen eine Schrägfraktur der jeweils rechten Tibia gesetzt und mit ESIN versorgt. Die Versuchstiere wurden in 4 Gruppen zu jeweils 6 Schafen eingeteilt und die behandelten Tibiae nach einem Zeitraum von 2, 6, 12 und 24 Wochen nach Euthanasie entnommen. Zur radiologischen Evaluierung wurden Scans des Frakturbereichs, mithilfe eines Siemens Mikro-CTs, angefertigt. Um qualitative und quantitative Eigenschaften und ihr Verhalten im zeitlichen Verlauf beschreiben zu können, wurde der Frakturbereich qualitativ bewertet und die Dichte als quantitative Hauptzielgröße definiert. Als quantitative Einflussgröße wurde zusätzlich der Durchmesser des Kallus in zwei Ebenen bestimmt. Der Zusammenhang dieser Parameter wurde ebenfalls untersucht.
Ergebnisse
Bei allen Versuchstieren bestand von Beginn an eine übungsstabile Versorgung und ab der 2. Woche eine belastungsstabile. Ein Bridging des Frakturbereichs konnte ab der 6. Woche beobachtet werden, 12 Wochen post Frakturereignis zeigten alle Merkmalsträger eine Überbrückung der Fraktur, 83,3 % davon bereits eine homogene Durchbauung des Kallus oder eine Cortex-Union. Nach 24 Wochen befanden sich bereits alle Versuchsobjekte in der Phase des Modelings/Remodelings. Quantitativ zeigte sich eine Zunahme der Dichtewerte mit der Zeit, die zwischen allen 4 Gruppen statistisch signifikant ausfiel. Der Durchmesser des Frakturkallus nahm von der 2. auf die 6. Woche leicht, ohne
statistische Signifikanz, zu, um sich dann bis zur 24. Woche zu verkleinern. Der Zusammenhang der Parameter verhielt sich linear und gegensinnig, quantitativ ließ sich ein Korrelationskoeffizient von -0,782 nach Spearman errechnen (p = 0.01)
Konklusion
Bei flexibler Frakturversorgung erfolgt die Frakturstabilisierung zunächst über eine Größenzunahme des Kallus und erst sekundär über eine Dichtezunahme des Kallusgewebes. Voraussetzung für die Abnahme des Kallusdurchmessers ist die knöcherne Überbrückung der Fraktur. Mit dem Zeitpunkt der maximalen Kallusgröße widerfährt dem Knochen wieder der Hauptanteil in der Frakturstabilisierung. Dieser Zeitpunkt ist für die Entwicklung von bioresorbierbaren Implantaten von Bedeutung. Durch Erhebung von Parametern, die eine prädiktive Aussagekraft für biomechanische Studien erwarten lassen, können diese als Basis für solche Untersuchungen gesehen werden.