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Gewählte Publikation:
Grohs, S.
Medulläres Schilddrüsenkarzinom und Calcitonin - Eine retrospektive Analyse
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2009. pp. 88
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
-
Lipp Rainer
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- HINTERGRUND Ziel dieser Diplomarbeit war eine bis dato nicht erfolgte Analyse der gemessenen Calcitonin-Werte des endokrinologisch-nuklearmedizinischen Labors der Medizinischen Universität Graz. METHODEN Evaluiert wurden insgesamt 1.258 Patienten, bei denen im Zeitraum 2003 2007 in der endokrinologischen Abteilung der Universitätsklinik für Innere Medizin im Rahmen einer Schilddrüsenabklärung der Calcitonin-Spiegel mitbestimmt worden ist. Hierfür wurden sämtliche Daten der betroffenen Patienten aus der endokrinologischen Ambulanz, der endokrinchirurgischen Ambulanz und den entsprechenden Befunden des pathologischen Institutes hinsichtlich Anamnese, (medikamentöser bzw. chirurgischer) Therapie und Laborparameter zusammengefasst und analysiert. ERGEBNISSE Im Studienzeitraum von 5 Jahren wurde bei 5 (4 männlich, 1 weiblich) von 1.258 Patienten ein medulläres Schilddrüsenkarzinom und bei 7 (5 männlich, 2 weiblich) eine C-Zell-Hyperplasie neu diagnostiziert. Das entspricht einer Prävalenz von 0,4 % bzw. 0,5 %. Die Anwendung von statistischen Tests zeigte, dass Männer signifikant höhere Calcitonin-Werte aufweisen als Frauen. Die unterschiedlichen Schilddrüsenfunktionen, wie auch die morphologischen Schilddrüsenveränderungen haben keinen signifikanten Einfluss auf die Höhe des Calcitonin-Spiegels. Es konnte jedoch eine schwach negative Korrelation zwischen dem Alter des Patienten und dem Calcitonin-Spiegel aufgezeigt werden. Die Prävalenz des medullären Schilddrüsenkarzinoms (MTC) in der Risikopopulation (Patienten mit Schilddrüsenknoten, n = 910) betrug 0,55 %. Die Gegenüberstellung der mittels Immunoradiometrischen Assay und Enzymimmunoassay gemessenen Calcitonin-Werte konnte starke Messunterschiede darstellen. SCHLUSSFOLGERUNG Auffallend war eine hohe Rate an falsch-positiven Calcitonin-Werten bei einer niedrigen MTC-Prävalenz von 0,55 % in der Risikopopulation. Diese Tatsachen sind ein Grund, warum das Calcitonin-Screening zur Detektion subklinischer MTCs noch immer als kontrovers angesehen wird. Die European Thyroid Association empfiehlt daher in ihren aktuellen Richtlinien die initiale Calcitonin-Bestimmung nur bei Patienten mit Schilddrüsenknoten, die American Association of Clinical Endocrinologists und American Thyroid Association hingegen unterstützen diese Diagnostik nur bei dringendem Verdacht auf ein MTC. Um die Kosten für ein Calcitonin-Screening zu senken, müsste die Risikopopulation genauer definiert und der Grenzwert für das basale als auch das stimulierte Calcitonin so angesetzt werden, dass weniger falsch-positive Werte resultieren.