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Gewählte Publikation:

Wasserbauer, J.
MÜTTERLICHE STRESSVERARBEITUNG NACH EINER FRÜHGEBURT
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2012. pp. 75 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Pichler Gerhard
Pichler-Stachl Elisabeth
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund: Eine Frühgeburt ist für Mütter meist eine plötzliche, unerwartete, nicht abwendbare Situation, welche häufig mit großer emotionaler Belastung, mit einem Gefühl der Angst und mit Stress einher geht. Dieser Stress wird sehr individuell verarbeitet und ein inadäquates Coping kann oft noch nach Monaten und Jahren schwerwiegende psychische Probleme der Mutter und in weiterer Folge negative Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes nach sich ziehen. Ziel: In dieser Studie wurde untersucht, wie Mütter nach einer Frühgeburt, verglichen mit jenen von Reifgeborenen, ihr momentanes emotionales Erregungs- beziehungsweise Stressniveau einschätzen, welche Stressverarbeitungsstrategien sie bevorzugen und inwiefern diese Stressbewältigungsstrategien mit soziodemografischen Hintergründen beziehungsweise mit kindlichen Faktoren assoziiert sind. Patientinnen und Methodik: 164 Mütter, welche zwischen November 2007 und April 2009 an der klinischen Abteilung für Geburtshilfe der Universitätsklinik Graz stationär gewesen sind, erfüllten die Einschlusskriterien für diese Querschnittsstudie, wobei 66 Frauen der Untersuchungsgruppe (Frühgeborenes, Gestationsalter < 34+0 SSW) und 98 der Kontrollgruppe (Reifgeborenes, Gestationsalter > 37+0 SSW) zugeteilt werden konnten. Innerhalb der ersten drei Tage post partum wurde mithilfe einer sechsstufigen Rating-Skala das momentane Stressniveau erfasst, mittels SVF120 die bevorzugten Stressverarbeitungsstrategien eruiert und mithilfe eines soziodemografischen Fragebogens Daten zum psychosozialen Hintergrund gewonnen. Medizinische Daten des Neugeborenen wurden retrospektiv aus der Krankengeschichte erhoben. Resultate: Mütter von Frühgeborenen gaben ein signifikant höheres Stressniveau an als jene von Reifgeborenen. Hinsichtlich des Copings zeigte sich, dass Mütter von Frühgeborenen wahrscheinlicher Positivstrategien 1 (Bagatellisierung, Herunterspielen der eigenen Situation im Vergleich zu Anderen, Schuldabwehr) und Positivstrategien 3 (Situationskontrollversuche, Reaktionskontrollversuche, positive Selbstinstruktionen) zur Stressverarbeitung heranzogen. Die Ergebnisse zeigten, dass das Alter der Mütter, deren Schulbildung, weitere Frühgeburten in der Anamnese, weitere leibliche Kinder und eine vorangegangene In-vitro-Fertilisation mit der Stressverarbeitung assoziiert waren, wohingegen der kindliche Zustand beziehungsweise die kindlichen Diagnosen, abgesehen von der Infektion, kaum Einfluss auf das mütterliche Coping hatten. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass Mütter den Stress aufgrund einer Frühgeburt grundsätzlich gut verarbeiten können, jedoch scheint es Gruppen von Müttern zu geben, welche vermehrten Unterstützungsbedarf haben, als dies derzeit gewährleistet werden kann.

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