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Gewählte Publikation:
Koch, M.
Hypoakkommodation im Kindes- und jungen Erwachsenenalter
[ Dissertation ] Medical University of Graz; 2003. pp.
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Faschinger Christoph
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Langmann Andrea
- Altmetrics:
- Abstract:
- Die Hypoakkommodation, eine Insuffizienz des Naheinstellungsvermögens der Augen, ist durch eine niedrige Akkommodationsamplitude und durch einen Nahpunkt der Akkommodation gekennzeichnet, der nicht dem Alter entspricht. Das Ziel der retrospektiv durchgeführten Studie war es, die Häufigkeit der Hypoakkomodation, deren Ursachen, deren Untersuchungsmethoden und Therapiemöglichkeiten näher zu betrachten.
Ausgewertet wurden 131 Krankengeschichten von Patienten der Sehschule, bei denen sich Leseschwierigkeiten, eine rasche Ermüdbarkeit, ein schwankender Visus, Cephalaea und andere typische Symptome der Hypoakkommodation zeigten. Unter den 131 Patienten befanden sich 80 Mädchen bzw. junge Frauen und 51 Buben bzw. junge Männer. Das Durchschnittsalter der Patienten lag bei 20 Jahren, wobei der jüngste Patient zum Zeitpunkt der Diagnosestellung 10 Jahre und der älteste Patient 35 Jahre alt war. An Untersuchungen wurden die Visusbestimmung (monokular und binokular), die statistische und dynamische Skiaskopie, der Prismencovertest in alle Blickrichtungen, der 4-Prismen-Basis-Innen-Test, und die Bestimmung des Akkommodationsnahpunktes, der Akkommodationsbreite, des AC/A-Quotienten und der Akkommodationsermüdbarkeit durchgeführt.
Anhand der zahlreichen Ursachen der Hypoakkommodation teilten wir die Patienten in 4 große Gruppen ein. 54 Patienten (41,22%) fielen in die Gruppe der manifesten Schieler mit Hypoakkommodation und 38 Patienten (29,01%) in die Gruppe der latenten Schieler mit Hypoakkommodation. 29 Patienten (22,14%) teilten wir in die Gruppe der Hypoakkommodation mit anderen Ursachen ein. Zu diesen Ursachen zählten wir die Aniridie und Aplasie des Ziliarköpers, embolische Geschehen, Entzündungen, das Harry-Potter-Syndrom, die Legasthenie, neuromuskuläre Erkrankungen, psychische Ursachen, Schädelhirntraumen und Hirntumore. Bei 10 Patienten (7,63%) konnten wir keinen pathologischen Status erheben, es lag eine Orthophorie vor. Die Behandlung der hypoakkommodation richtet sich nach deren Ursache und besteht in der Verordnung von Prismenbrillen zum Ausgleich eine Heterophorie, Bifokalbrillen oder Gleitsichtbrillen. Nachdem die Hypoakkommodation noch heute in nahezu unerforschtes Gebiet darstellt und die Probleme, die mit einer Hypoakkommodation zusammenhängen, schwer erkannt und unterschätzt werden, ist es wichtig, bei Kindern und jungen Erwachsenen mit typischen Beschwerden, an das Vorhandensein einer Hypoakkommodation zu denken, um eine optimale Therapie anstreben zu können.